Rein physisch hat das kleine Mädchen keinen Schaden davongetragen. "Sie ist wohlauf, trinkt und isst mit gutem Appetit", so beschreiben die Ärzte am Wiener AKH den Zustand einer Zweijährigen, die mehrere Tage lang neben ihrer Mutter verbrachte, welche tot auf dem Badezimmerboden lag.

Die Mutter - die 33 Jahre alte Melanie W. - hatte im Bad offenbar einen Schwindelanfall erlitten und war gestürzt - wahrscheinlich bereits vergangenen Freitag. Dabei krachte sie mit dem Kopf gegen die Duschtasse und zog sich letale Verletzungen zu. Es dauerte bis Montagnachmittag, bevor Polizisten - vom Ex-mann W.s alarmiert - die Wohnungstür aufbrach.

Toter Mutter Essen gebracht

Die Polizisten fanden die Tote - sowie, neben ihr, einen Joghurtbecher mit Löffel: Die zweijährige Tochter, die die ganze Zeit über in der Wohnung gewesen war, hatte der leblosen Mutter offenbar eine Stärkung bringen wollen. Überhaupt könnten so kleine Kinder bewusst gar nicht verstehen, was Sterben bedeutet, betont die Wiener Kinderpsychotherapeutin Elisabeth Froschmayer.

Traumatisiert würden die Kleinkinder vielmehr durch die Erfahrung, "dass sich die Mutter nicht mehr bewegt". Die Zweijährige benötige jetzt "besonders liebevolle und tröstende" Behandlung. Was mit ihr weiter geschieht, entscheiden Hinterbliebene und das Jugendamt. (bri/DER STANDARD; Printausgabe, 5.5.2004)