Eisenstadt - Den Kräutergarten Joseph Haydns in der Bürgerspitalgasse können Besucher bei einem Aufenthalt in Eisenstadt entdecken: Bei "Barocken Kräutertagen" werden für interessierte Erwachsene sowie für Kinder von heute, Mittwoch, bis Sonntag, Führungen und Workshops angeboten. Die Teilnehmer können dabei unter anderem auch Produkte und aus Blumen und Kräutern verkosten.

Haydn erwarb das damals außerhalb der Stadtmauer liegende "Kuchlgärtl", in dem sich auch ein Gartenhäuschen befindet, im Jahr 1766 zusammen mit dem Wohnhaus in der Haydngasse. Seine Frau Aloysia setzte in dem Garten Pflanzen und Kräuter für den eigenen Bedarf an. Das Musikgenie selbst soll sich in dem Garten nicht nur erholt, sondern Erzählungen zufolge dort auch komponiert haben. "Wir versuchen seit vielen Jahren, Eisenstadt als das Haydn-Zentrum weltweit zu positionieren", so Kulturlandesrat Helmut Bieler (S). Im Kräutergarten und dem Privathaus Haydns biete sich auch die Möglichkeit, die Lebensumstände der damaligen Zeit darzustellen.

Umgestaltung in einen Schaugarten

Im Jahr 2001 übernahm das Schloss Esterhazy-Management den Garten zusammen mit dem Haydn-Haus und begann die Umgestaltung in einen Schaugarten, in dem sich nun wieder über 100 verschiedene Küchen-, Duft- und Heilkräuter sowie Bauernblumen befinden. Bis die Pflanzen heranwuchsen, dauerte es einige Zeit: "Heuer ist es soweit", freute sich Schlossmanager Wolfgang Kuzmits bei der Präsentation.

"Kräuter wurden damals für die Küche verwendet, aber auch, um Salben und Kosmetikprodukte herzustellen", erzählte die Gartengestalterin Uschi Kroyer-Zezelitsch. So wurde etwa aus der Ringelblume eine Hautcreme fabriziert. Würz- und Duftpflanzen wurden getrocknet und im Sommer in den Wohnräumen als "Duft-Teppiche" ausgestreut. Gemüsepflanzen wie Knollenziest, Portulak, Erdmandel fanden sich damals im Haydn'schen Garten ebenso wie Färberwaid, mit dem einst die Polizeiuniformen blau eingefärbt wurden.

Küchen-, Duft- und Heilkräuter

Auch einige "Hexenkräuter" wie Pilsenkraut, Eisenhut und Stechapfel sind im Kräutergarten heimisch, schilderte Kroyer-Zezelitsch. Einige der Pflanzen sind giftig und wurden in geringer Dosis früher auch in der Medizin verwendet. Ätherische Öle wurden ebenfalls gewonnen und dienten als Zutaten für die "Flugsalbe", die bei den Anwendern eine halluzinogene Wirkung ähnlich heutiger Drogen zeigte.

Bis Sonntag gibt es im und um den Kräutergarten noch ein begleitendes Programm: Bei einer Reihe von Workshops und Führungen können Besucher jeden Alters Wissenswertes über Heilpflanzen erfahren, Kräutergeheimnisse von einst werden gelüftet, und Teilnehmer des Workshops "Mit Estragon und Rosmarin im Zaubergarten" können nach barocken Rezepturen würzige Präsente für zu Hause kreieren. Am Muttertag werden Besucher mit einem musikalischen Ständchen begrüßt, und am Nachmittag schaut auch Fritz Fürstlich, das Fledermaus-Maskottchen von Schloss Esterhazy, im Kräutergarten vorbei. (APA)