Wien - Das Innenministerium hat am Mittwoch betont, dass die medizinische und psychotherapeutische Versorgung im Flüchtlingslager Traiskirchen, das seit 1. Mai zum Erstaufnahme-Zentrum geworden ist, ausgeweitet worden sei. Der Sprecher von Innenminister Ernst Strasser (V), Johannes Rauch, verwies darauf, dass "wir vor dem 1. Mai zwei praktische Ärzte in Traiskirchen hatten. Seit 1. Mai sind es sieben praktische Ärzte, zwei davon haben das Psy-3-Diplom, und dann gibt es noch drei Fachärzte. Wir haben da verfünffacht".

Zuvor hatte Martin Schenk von der Diakonie und Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation Hemayat kritisiert, dass das Innenministerium die Krisenintervention bei Selbstmordgefahr und Psychotherapie bei schwer traumatisierten Flüchtlingen gestrichen habe. Auch im Lager sei eine Ärztin mit Psychotherapie-Ausbildung gekündigt worden.

Trotzdem mehr Betreuung

Dazu meinte Rauch, es sei richtig, dass mit einer Ärztin das Dienstverhältnis gelöst worden sei. Allerdings habe sich die medizinische Betreuung trotzdem vervielfacht. Die Hilfsorganisation beklage die psychologische Betreuung. "Da muss man sagen, dass wir bei der psychologischen und psychotherapeutischen Betreuung die Ausgaben in den letzten fünf Jahren verneunfacht haben. 1999 waren es 100.000 Euro in diesem Bereich, 2004 schon 914.000 Euro. Dann gibt es die Rechtsberatung von den NGOs. Da wurden 1999 noch 57.000 Euro aufgewendet, im laufenden Jahr werden es 528.000 Euro sein. Und für die Clearing-Stelle, wo es um die Betreuung speziell für unbegleitete Flüchtlingskinder oder Minderjährige geht, haben wir die Ausgaben ebenfalls vervielfacht. 1999 waren es 199.000 Euro, allein in den ersten vier Monaten 2004 schon 700.000 Euro.

"Genauso freie Arztwahl wie wir"

Die Flüchtlinge, die von Traiskirchen weg und in die Bundesländer überführt werden, würden aber deswegen auch nichts von medizinischer Betreuung einbüßen. "Die sind ganz normal krankenversichert und haben genauso freie Arztwahl wie wir".

Hemayat hatte zuvor auf die Bedeutung der psychischen Betreuung von Flüchtlingen verwiesen. Die Wartelisten von Flüchtlingen, die dringend psychologische und medizinische Hilfe brauchten, seien lang. Der notwendige Bedarf sei weit größer als das finanzierte Angebot. Die häufigste psychische Störung seien posttraumatischer Natur und führten zu Depressionen, Angst, Panikattacken, Essstörungen, Schlafstörungen oder starken körperlichen Schmerzen. Bis zu 30 Prozent aller Flüchtlinge seien nach UNO-Angaben schwer traumatisiert. (APA)