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Leo Gabriel, Spitzenkandidat der "Linken".

Foto: APA
Wien - Leo Gabriel ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist Journalist und Publizist, Anthropologe, Lateinamerika- experte und Globalisierungskritiker. Seit Donnerstag ist der 58-Jährige auch Spitzenkandidat bei den kommenden Europawahlen. "Linke - Opposition für ein solidarisches Europa" heißt seine Liste.

Wichtig ist ihm, dass es sich um eine Plattform und nicht um eine Partei handle. "Es ist keineswegs ein Projekt der KPÖ, das unterstützt wird. Es ist vielmehr genau umgekehrt", ist Gabriel am Donnerstag um eine Klarstellung bemüht. Die Unabhängigkeit betont auch KP-Chef Walter Baier, der auf Platz drei kandidiert.

Neben KPÖ und "Sozialistische Alternative" unterstützen auch Künstler die Plattform - etwa die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz. Schauspieler Hubsi Kramar kandidiert an 20. Stelle.

Gefordert wird ein Grundeinkommen und eine "Residenzbürgerschaft" - jeder, der sich in Europa niedergelassen hat, soll unabhängig von seiner Nationalität alle Rechte und Pflichten bekommen. Den EU-Verfassungsentwurf lehnt man ab. Dieser sei "asozial, undemokratisch und fremdenfeindlich", findet Gabriel.

Was man außerdem nicht will, sagt die Listenzweite, die Notariatsangestellte Judit Wlaschitz: gentechnisch veränderte Lebensmittel, Militarisierung und GATS. Ein Wahlkampfbudget gibt es nicht. "Wir sind eine mittellose Kampagne", sagt Gabriel. Er hofft auf Spenden.

Die erste Hürde, das Sammeln von 2600 Unterstützungserklärungen, wurde dank engagierter Helfer genommen - Johann Höllisch zum Beispiel. Der Bautechniker und Ex-KP-Bundessekretär hat quasi im Alleingang exakt 697 in seinem Heimatbezirk Wien-Donaustadt gesammelt. Viele seien "von selbst unterschreiben gekommen", sagt er, wobei: "Das Sammeln ist immer leichter gegangen, je länger ich vor dem Bezirksamt gestanden bin. Ich hab' g'sagt: Ich bin von der Linken." Die Wahlchancen schätzt er wie Gabriel ein, der meint: "Ich habe gelernt, an Wunder zu glauben." (Peter Mayr/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.5.2004)