Paris - Aus Protest gegen eine Reform ihrer Sozialversicherung haben am Donnerstag mehrere hundert Zeitarbeiter im Kulturbereich die Studios des Zahlsenders Canal Plus und die Redaktion des Non-Stop-Nachrichensenders i-Television, einer Filiale von Canal Plus, besetzt. Ein Sprecher der Saisonarbeiter versuchte während der Nachrichtensendung um 13.00 Uhr eine Erklärung zu verlesen. Die Nachrichten wurden daraufhin abgebrochen und durch eine aufgezeichnete Sendung fortgesetzt, teilte die Betriebsleitung mit.

Am Donnerstagnachmittag besetzten die Protestteilnehmer weiter die TV-Studios und verhinderten die geplanten Sendeaufzeichnungen, teilte Canal Plus (Gruppe Vivendi) mit. Sie forderten die nötige Sendezeit, um ihre Stellungnahme zu verlesen und die Organisation einer Fernsehdebatte über das Problem der Zeitarbeiter in der Branche. Während der gesamten Dauer des Filmfestivals von Cannes, das am 12. Mai beginnt, fordern sie weiters eine tägliche Sendezeit auf Canal Plus. Am Nachmittag fand vor dem obersten Verwaltungsgericht in Paris, dem Staatsrat, eine Protestkundgebung der Kulturarbeiter statt.

Der Anlass

Durch die Aktion wollten die Zeitarbeiter im Kulturbereich nach eigenen Angaben ihrer "Enttäuschung" über einen Maßnahmenkatalog Ausdruck verleihen, den Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres angekündigt hatte. Dieser sah die Errichtung eines "Sonderfonds" mit 20 Mio. Euro Kapital zur Bezahlung der Arbeitslosengelder an die betreffenden Berufskategorie vor. Die Gewerkschaften verwarfen den Vorschlag allerdings als "Trinkgeld".

Die Saisonarbeiter im Kulturbereich kündigten anlässlich der beginnenden Festival-Saison in Frankreich wie bereits im Vorjahr eine Reihe von Störaktionen und Streiks an, falls in der Frage keine Einigung erreicht werden sollte. Unter anderem rief die Gewerkschaft CGT zum Boykott des Filmfestivals von Cannes auf. "Wir nehmen unsere Verantwortung auf uns, indem wir weiter den Kampf fortsetzen", erwiderten die Gewerkschaftsvertreter.

Vor der Reform hatten die Zeitarbeiter im Kulturbereich nach 507 Arbeitsstunden innerhalb von zwölf Monaten das Recht, ganzjährig Arbeitslosengeld für die beschäftigungslosen Tage zu erhalten. Donnedieu de de Vabres erklärte sich nun bereit, unter "gewissen Bedingungen" zu diesem Modell zurück zu kehren. Zu diesen Bedingungen zählt insbesondere eine Höchstgrenze für das Jahreseinkommen der Empfänger des Arbeitslosengeldes. (APA)