Wien - Forderungen in Sachen Familienpolitik gebe es noch genügend, findet Hans-Joachim Schulze von der Europäischen Beobachtungsstelle zur sozialen Situation, Demografie und Familie und listet auf: etwa nach besserem Ausbau der Kinderbetreuung, Abbau von karrierehemmenden Faktoren beim Elternurlaub oder nach einer geschlechtergerechten Arbeitsteilung im Haushalt. Politische Impulse seien gefragt, denn "man kann Rahmenbedingungen setzen", erklärte Schulze bei der Zehnjahresfeier des Instituts für Familienforschung (ÖIF) in Wien.

Impulse etwa in Form von entsprechenden Lohnersatzleistungen, damit man auch die Männer "mit ins Spiel" bekomme. In der jetzigen Form, bei bestehenden Gehaltsunterschieden zwischen Frauen und Männern, bleibe der Elternurlaub "weit hinter seinen Versprechen nach mehr Wahlfreiheit" zurück.

Rucksack an Aufgaben mitbekommen

Die Bilanz des ÖIF aus zehn Jahren "wissenschaftlich fundierter Politikberatung" fiel insgesamt erwartungsgemäß positiv aus. Bei der Gründung im Internationalen Jahr der Familie (1994) unter Mitwirkung der damaligen Familienministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) habe man einen "ordentlichen Rucksack an zu bewältigenden Aufgaben mit auf den Weg bekommen". Mit der Einführung des Kinderbetreuungsgeldes habe man nicht nur einen Beitrag zur Armutsvermeidung geleistet, sondern auch den Wiedereinstieg von Müttern gefördert, argumentiert ÖIF-Geschäftsführerin Brigitte Cizek. Eine Ausweitung des Kündigungsschutzes will das Institut für Familienforschung derzeit aber noch nicht fordern: "Die Evaluation läuft bis 2006", strukturelle Hemmnisse müssten beseitigt werden. (kmo/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 7.5. 2004)