Wien – Was sie derzeit am öftesten sagt? Doris Pommerening muss nicht lange überlegen: "Sicher nicht". Mit Betonung auf jeder Silbe und verbindlichem Lächeln im Tonfall. "Aber", legt die Pressesprecherin des Life Balles dann doch ihre Stirn in Falten, "vielleicht ist es doch: es gibt keine Tickets mehr' dann eine kurze Pause – und dann sage ich erst, sicher nicht'".

Gerade in den letzten Tagen vor dem Life Ball klingelt Pommerenings Telefon in einem Büro in der Porzellangasse im Zehnsekundentakt. Und auch wenn es sich in elf Life Ball- Jahren herumgesprochen haben sollte, dass kaum etwas rarer ist, als Tickets zum pompösen-glamourösen HIV-Charityevent im Rathaus: Einige versuchen es halt trotzdem. Bis zur letzten Minute. "Aber die Leute verstehen schon, dass das halt ein bisserl spät ist", seufzt Pommerening. Meistens jedenfalls. Manchmal – sagen ihre Augen – kann der Weg zu dieser Einsicht aber mühsam sein.

"Das Rathaus", erklärt Pommerening, "ist für 3900 Personen kollaudiert – heuer wollten sich 2800 Journalisten akkreditieren." Und auch die anderen Kontingente waren innerhalb von Minuten weg: Allein für 1500 "Style Tickets" (günstiger, aber strenger Dresscode) trafen über 40.000 Bewerbungs-SMS ein. "Ein paar Tickets", verrät Pommerening, "werden bis Mittwoch im Internet versteigert."

Großbildleinwände

So wie in den vergangenen Jahren können kartenlose Wiener den Einmarsch der Kostümierten und die heuer von Gianfranco Ferré ausgerichtete Modeschau zur Eröffnung auch ohne Tickets miterleben. Auch heuer wird man – zuletzt kamen 30.000 Zaungäste – auf Großbildleinwänden die Show, Nina Hagens "Life Ball-Song", eine "Specialperformance" von Elton John und den Entdecker des HI-Virus, Luc Montagnier, sehen können. Michelle Hunziker – als Moderatorin geplant – musste kurzfristig absagen – an ihrer Stelle wird Doris Schretzmayer mit Maximilan Schell die Eröffnung moderieren. Der standard.at wird ab Samstagabend Ball-Videos online stellen.

Wem das Gedränge am Abend zu groß ist, der kann schon am Nachmittag – bei den Proben – gaffen: Die Rathausplatzgastronomie ist aus gutem Grund ab 14 Uhr geöffnet. Wie am Abend geht das hier eingenommene Geld an Aids-Projekte.

Im Vorjahr, so Life Ball- Sprecherin Pommerening, waren das über 800.000 Euro. Alle elf Bälle zusammen hätten exakt 5,437.389 Euro eingespielt – und auch wenn das oft und gerne übersehen wird, "geht es genau darum." Trotzdem ist Pommerening froh, wenn die Nacht zum Sonntag vorüber ist. Denn dann hat sie ein paar Monate Pause, bevor das Telefon wieder im Zehnsekundentakt klingelt und sie schon vorher, was sie – mit Betonung auf jeder Silbe – gleich sagen wird: "Es gibt keine Tickets mehr. Sicher nicht."

www.lifeball.org

(DER STANDARD Printausgabe 11.05.2004)