London/Katlenburg-Lindau - Zur Erzeugung ihres
Magnetfeldes braucht die Erde nur die Leistung von umgerechnet 200
bis 500 großen Kraftwerken. "Der Geodynamo ist sehr viel sparsamer
als bisher angenommen", sagte Prof. Ulrich Christensen vom
Max-Planck-Institut für Aeronomie im niedersächsischen
Katlenburg-Lindau am Mittwoch.
Erforderlich seien etwa 200.000 bis
500.000 Megawatt, berichtet Christensen gemeinsam mit dem Geophysiker
Prof. Andreas Tilgner von der Universität Göttingen im britischen
Fachjournal "Nature" auf Grundlage von Modellrechnungen.
Wärme aus 3.000 Kilometer Tiefe
Die Energie für das Magnetfeld stamme aus Wärme, die im flüssigen
äußeren Eisenkern der Erde in rund 3.000 Kilometern Tiefe gespeichert
ist, erläuterte Christensen. Durch den Wärmefluss vom Erdkern in den
Gesteinsmantel setze sich das flüssige Eisen in Bewegung. Diese
Bewegungen des elektrisch leitenden Eisens führen zum so genannten
Dynamo-Effekt, der das Erdmagnetfeld erzeugt.
Seit Beginn der Messungen vor etwa 150 Jahren werde das
Magnetfeld, das unter anderem kosmische Strahlung von der Erde fern
hält, allerdings immer schwächer, sagte Christensen. Was dies mittel-
und langfristig für Konsequenzen haben werde, sei noch unklar. Es
gebe Spekulationen, dass es in etwa 1.500 Jahren zu einer Umpolung
kommen könnte, wenn die Stärke des Magnetfeldes weiter abnehme. Der
Nordpol wäre dann im Süden, der Südpol im Norden. Derartige
Umpolungen habe es in der Erdgeschichte mehrfach gegeben. (APA)