Gusenbauer will "Abscheu und Wut"
Gusenbauer wünscht, dass Österreich "sowohl auf bilateraler Ebene wie auch auf europäischer Ebene schleunigst aktiv wird". Die immer schrecklicheren Veröffentlichungen über systematische Folter- und Misshandlungsmethoden müssten auch für Österreich Anlass sein, wie die Schweiz unmissverständlich Stellung zu beziehen, erklärte der SPÖ-Chef in einer Aussendung. Die Botschafter der USA und Großbritanniens in Bern waren in das Außenministerium zitiert worden. Außenministerin Micheline Calmy-Rey hatte "Abscheu und Wut" ausgedrückt und die baldige Wiederherstellung der irakischen Souveränität urgiert, wofür die Vereinten Nationen den Rahmen vorgeben müssten.
Ferrero-Waldner: Entsetzt
Sie verabscheue und verurteile die Misshandlungen, von denen immer mehr Details bekannt würden, und sei entsetzt, unterstrich Ferrero-Waldner gegenüber dem ORF. Die Ministerin sprach von menschenverachtender Behandlung, Demütigungen und Erniedrigungen. Gleichzeitig bezeichnete sie die Enthauptung einer amerikanischen Geisel durch Extremisten im Irak als barbarischen Akt. Es müsse alles getan werden, um der Brutalität und den Grausamkeiten im Irak und im Nahen Osten ein Ende zu setzen. Zuvor hatte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos kritisiert, dass die Bundesregierung "bis heute keine klaren Worte zu dem Folterregime der USA im Irak gefunden hat". Er sprach in diesem Zusammenhang von einem "penetranten und schmerzhaften" Schweigen und einem "demokratiepolitischen Skandal". Schüssel und Ferrero-Waldner müssten "endlich klare Worte" finden, "die ausdrücken, dass sich Österreich deutlich von diesen Methoden einer Besatzungsmacht distanziert".
"Demonstrative Zurückhaltung"
Der Vorsitzende der SPÖ-Bundesratsfraktion, Albrecht K. Konecny, hat in einer parlamentarischen Anfrage Aufklärung verlangt, warum sich "das offizielle Österreich in Person der Außenministerin demonstrativ in Zurückhaltung geübt" habe. "Es geht hier um nicht weniger als die Frage, was Österreich wichtiger ist: die Wahrung des humanitären Völkerrechts oder das Verhältnis zu Briten und Amerikanern", erklärte Konecny. Auch der freiheitliche EU-Spitzenkandidat Hans Kronberger hatte sich über "das anhaltende kollektive Schweigen von Europas außenpolitischen Repräsentanten zu den Gräueltaten in irakischen Gefängnissen" bestürzt gezeigt und gefragt: "Wo bleiben die europäischen Außenminister? Wo bleibt unsere Außenministerin?" Die schrecklichen Vorfälle hätten allen Gegnern des Irak-Kriegs Recht gegeben, betonte der FP-Europaabgeordnete. Statt zu "kuschen" müsse Europa nun die Führungsspitze der USA auffordern, unverzüglich die politische Verantwortung für die Verbrechen zu übernehmen. Mit den neuen US-Sanktionen gegen Syrien ist für FPÖ-Klubobmann Scheibner "einmal mehr der Beweis erbracht, dass die Vereinigten Staaten völlig unsensibel, ohne Rücksicht auf die Notwendigkeiten in einer Krisenregion agieren". Die USA hätten aus dem "Scheitern im Irak" nichts gelernt, sagte der frühere Verteidigungsminister. Neben einer Reaktion des Außenministeriums hofft Scheibner auch auf eine "objektive Sicht" der EU zu den Sanktionen gegen Syrien.
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