Betörte mit sportivem Ehrgeiz: Die Rökk anlässlich einer ORF-Gala 1996.

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Baden/Wien - Auch die so unbedenklich wirkende Unterhaltungswelt des Ufa-Films besaß ein genau umrissenes Modell der Arbeitsteiligkeit. Während die dunkelstimmige Zarah Leander für die melancholische Betörung der Herzen sorgte, tanzte und steppte die quirlige Marika Rökk mit nie erlahmendem Frohsinn durch das Dekorum einer auf Ablenkung und Verdrängung abzielenden Scheinwelt.

In der die gebürtige Ungarin, 1913 als Tochter magyarischer Eltern in Kairo geboren, mit ihrer sportiven Treuherzigkeit und ihrem sorgfältig gepflegten Akzent auch an die alte K. u. K.-Verbundenheit erinnerte. Den angedeuteten Lockungen ihrer burschikosen Verführungskünste erlagen zunächst die Briten - erst später ihr Filmpartner Johannes "Juppi" Heesters. Seine ersten Filme drehte der Wirbelwind nach Stationen in Amerika, wo Rökk bereits als blutjunges Mädchen in Tingeltangel machte, in England.

In Erinnerung behalten wird man sie freilich für ihre zahllosen Revue-Filme und Operettenverfilmungen. In üppiger Ausstattung gedreht, in zuckersüße "Scores" eingebettet, entwickelten Streifen wie Die Frau meiner Träume (1944) und Die Csardasfürstin (1950) einen Sog, der zur Verklärung einer belastenden Alltagswelt bestens taugte.

Zudem schien Publikumsliebling Rökk allen Gesetzmäßigkeiten des Alters zu trotzen: Als die Pappendeckelwelt des Eskapismus längst zerbrochen war, steppte "die" Rökk im Theater an der Wien noch immer. Ein Durchhaltewille, den die Künstlerin auch an Tochter Gabriele Jacobi weitergegeben hat. Gestern ist der Star, der zurückgezogen in Baden lebte, an Herzversagen gestorben. (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 17.5.2004)