Als "ebenso überraschend wie verwunderlich" hat der ORF am Montag die Aufkündigung der Werbe-Vereinbarung durch den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) beizeichnet. Die auf der Schlichtungsvereinbarung basierende Praxis habe sich "bisher bewährt", hieß es in einer Aussendung. VÖZ-Präsident Franz Ivan ("Die Presse") sah das indes anders: Die Schlichtungsgespräche seien "äußerst zäh und mühsam" verlaufen, hätten oft nichts gefruchtet und insgesamt wurde "keine Verbesserung der Situation" erreicht, sagte er zur APA.

ORF bedauert

Der ORF bedauerte in seiner Reaktion, "dass der VÖZ in Zeiten allgemeiner Deregulierungstendenz den vereinbarten Weg der Schlichtung zwischen unmittelbar betroffenen Partnern verlässt". Dass der VÖZ als einen Grund auch das Scheitern der Online-Gespräche mit dem Öffentlich-Rechtlichen angab, will man nicht gelten lassen, gebe es doch "keinen sachlichen Zusammenhang". Der VÖZ habe die ORF-Online-Werbung so weit beschränken wollen, dass das Angebot kaum mehr finanziert hätte werden können.

"Quersubventionierung"

"Quersubventionierung" ortet dagegen Ivan im Online-Bereich des ORF. Doch diese - gescheiterten - Verhandlungen sind ohnehin nur ein Grund, warum der VÖZ derzeit nicht gut auf den ORF zu sprechen ist. Verärgert haben die Reaktionen des ORF auf die Pläne für ein KommAustria-Anzeigerecht in Sachen Werbepraxis. So manche Stellungnahme vom Küniglberg habe ihn schlicht "sprachlos" gemacht, meint Ivan.

ORF habe nicht gezeigt, dass er es ernst meine

Vor allem, weil der VÖZ bei Stichproben sehr wohl auf Werbeverstöße gestoßen sein will. "Sieben bis zehn Fälle in der Woche, in der wir beobachten ließen", nennt Ivan. "Dem Fass den Boden ausgeschlagen" habe der Songcontest: "Zeitgleich konnte man in der ARD beobachten, wie der Songcontest ohne Pausen übertragen wurde. Der ORF hat zwei Mal für Werbeblöcke unterbrochen." Unterbrecherwerbung ist dem ORF laut Gesetz in "natürlichen Pausen" erlaubt - solche habe es beim Schlagerwettkampf aber sicher nicht gegeben, meint Ivan. Ebenfalls ein Dauerbrenner: "Die ganze Frage des Product Placements" - etwa in "Willkommen Österreich". Doch der ORF habe "vertröstet" und "Versprechungen gemacht", aber "keine Sanktion beschlossen, die uns gezeigt hätten, dass es der ORF ernst meint".

Schlichtunsvereinbarung habe sich "nicht bewährt"

Fazit für die Verleger: Eine Schlichtungsvereinbarung habe sich "nicht bewährt", das geplante Anzeigerecht für die KommAustria wird daher begrüßt. Diese kontrolliere ja auch Privatsender, argumentiert man. Und bis sie auch den ORF beobachtet, will der VÖZ dies "stichprobenartig" weiter tun - und im Falle des Falles eine Anzeige beim Bundeskommunikationssenat erstatten. (APA)