Die Anzeichen für eine Regierungsumbildung nach den EU-Wahlen verdichten sich immer mehr. Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider hält sich im EU-Wahlkampf auffällig zurück, wohl wissend, dass das Ergebnis für die FPÖ angesichts der Aufdeckerkonkurrenz durch Hans-Peter Martin nicht besonders gut ausfallen dürfte. So kann er die erwartbare Niederlage zumindest als Vehikel für eine wirklich große Rochade im FPÖ-Regierungsteam nützen.

Vor allem einen Vertrauten will er dabei unbedingt nach Wien schicken: den Kärntner Klubobmann Martin Strutz. Ihm ist Haider noch etwas schuldig: Vor den Kärntner Landtagswahlen soll er ihm den Posten eines Landesrats versprochen haben, dann hat sich aber Gerhard Dörfler mit Rückendeckung der Bezirksfunktionäre durchgesetzt. Strutz würde sich nach Haiders Plänen gut als Aufpasser für den "unabhängigen" Finanzminister Karl-Heinz Grasser eignen.

Der jetzige ÖVP-Staatssekretär im KHG-Ressort, Alfred Finz, könnte dann etwa als Beamtenstaatssekretär ins Bundeskanzleramt übersiedeln.

Haiders Wunsch hat eine gewisse historische Legitimation: Schon bei der Regierungsbildung im Jahr 2002 wurde der FPÖ von Kanzler Wolfgang Schüssel der Posten eines Staatssekretärs im Finanzressort angeboten. Mangels geeigneten Personals - FPÖ-Generalsekretärin Magda Bleckmann sagte damals aufgrund inhaltlicher Bedenken ab - verzichtete die FPÖ aber. Und noch ein blauer Staatssekretärsposten steht auf Haiders To-do-Liste: jener im Verkehrsministerium von Hubert Gorbach.

Ob Haider auch Sozialminister Herbert Haupt überreden kann, für seine Schwester Ursula Haubner Platz zu machen, darüber werden in der FPÖ gerade Wetten angenommen. "Haupts Lebenstraum war immer, Sozialminister zu sein", weiß ein Weggefährte, "er will sicher nicht aufhören." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.5.2004)