Brüssel/Wien/Klagenfurt - Die FPÖ sei nervös, weil sie keine Themen habe, Landeshauptmann Jörg Haider habe auf Kritik an seiner Person mit einer "Retourkutsche auf seinem Niveau" reagiert, wies am Mittwoch der SPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Hannes Swoboda, die jüngsten Attacken des Kärntner Landeshauptmannes gegen ihn zurück. Haiders Vorhaltungen seien "von der üblichen Art: nur behaupten, nichts herzeigen und nach dem Motto 'Wird schon was hängen bleiben'".

Seine Position sei immer klar gewesen, er habe seinerzeit auch die EU-Sanktionen als "überzogen" kritisiert, so Swoboda in einer Pressekonferenz in Graz. Die Angriffe Haiders seien "persönliche Gemeinheiten", auf die er nicht näher eingehen wolle: "Ich werde mich nicht auf dieses Niveau begeben." Das von Haider angesprochene Schreiben, in welchem er die EU-Sanktionen gut geheißen habe, sei ihm nicht bekannt, so der SP-Politiker. "Im Normalfall hat so etwas rechtliche Konsequenzen, ich bleibe da aber gelassen", meinte Swoboda auf die Frage, ob er er rechtliche Schritte gegen den Kärnten Landeshauptmann und seine Äußerungen ("Vaterlandsverräter", "Krimineller") in Erwägung ziehe. Er tue dies nicht, es werde allerdings in der Partei überlegt.

Martin schaltet Anwalt ein

"Beschämend und eines Demokraten nicht würdig" sind die Attacken des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (F) gegen den SPÖ-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda für Hans-Peter Martin, der vor fünf Jahren für die SPÖ angetreten ist und es nun am 13. Juni im Alleingang versucht. Er habe sich nie gedacht, dass er in diesem Wahlkampf Swoboda, mit dem er zahlreiche Auseinandersetzungen gehabt habe, einmal verteidigen müsse, so Martin im Gespräch mit der APA. Die Haider-Äußerungen seien aber nicht hinzunehmen.

Der Kärntner Landeshauptmann hatte aber auch ihn, Martin, angegriffen und als "Betrüger" und "roten Nehmer" bezeichnet. "Mein Rechtsanwalt ist eingeschaltet", so der unabhängige Kandidat dazu. Martin hat nach eigener Aussage schon eine Reihe von Klagen laufen, u.a. gegen verschiedene Medien und den FPÖ-Spitzenkandidaten Hans Kronberger.

ÖVP

Kein Verständnis zeigt ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka für die Forderung des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (F) nach einer Aberkennung des Wahlrechtes für den SPÖ-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda. "Das frei gewählte Mandat darf nicht zur Diskussion gestellt werden", meinte Lopatka am Mittwoch in einer Aussendung. Gleichzeitig müsse Swoboda aber seine Rolle rund um die Sanktionen im Jahr 2000 aufklären, so der Generalsekretär.

Grüne

Grün-Spitzenkandidat Johannes Voggenhuber sprach von "blankem Unsinn" und einem "massiven Anschlag auf die Grund- und Bürgerrechte".

Die SPÖ solle ihren Koalitionspartner in Kärnten zur Räson bringen. Voggenhuber forderte aber auch die EU-Kandidaten der Freiheitlichen auf, sich eindeutig von den Aussagen Haiders zu distanzieren: "Kronberger, Großmann und Mölzer scheinen sich aber im Schatten solcher Aussagen durchaus wohl zu fühlen."

Haider habe zudem wenig Grund, andere anzupatzen, so der Grün-Kandidat weiter. Am wenigsten für Österreich in Brüssel geleistet habe der Kärntner Landeshauptmann, der seine "Günstlinge" zu Verkehrsministern gemacht habe: Diese hätten sich nahezu im Jahrestakt die Klinke in die Hand gedrückt und seien "hauptverantwortlich für das Transitdesaster".

Linke

Wenig Verständnis für die Wahlkampf-Führung der anderen Parteien zeigt die Liste "Linke". Spitzenkandidat Leo Gabriel am Mittwoch in einer Aussendung: "Es wird bisher fast nur über Spesenabrechnungen gestritten und jetzt steht sogar Vaterlandsverrat im Raum", spielte er auf den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) an. "Es muss doch in diesem wichtigen EU-Wahlkampf um mehr als Aktenordner mit Tankbelegen, Profilneurosen und gekränkte Eitelkeit gehen", so Gabriel, der eine "nationale Schlammschlacht" beklagt. (APA/red)