Der internationale Weltfrauengesundheitstag stand in diesem Jahr unter dem Motto " Gesundheitsreformen und die Auswirkungen für Frauen". Trotz Verpflichtung der deutschen Bundesregierung zum Gender Mainstreaming-Ansatz sei jedoch bei der Einführung des Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) gänzlich versäumt worden, geschlechtsbezogene Auswirkungen systematisch zu berücksichtigen, kritisieren die Leiterinnen des Feministischen Frauen-Gesundheits-Zentrums e.V. Berlin.

Weniger Einkommen, aber höhere Kosten

Aufgrund der Tatsache, dass Frauen in Deutschland auf allen Gehaltsebenen im Durchschnitt ein Drittel weniger als Männer verdienen und geringere Renten beziehen, seien sie durch die Praxisgebühr und Begrenzung von Leistungsansprüchen (rezeptfreie Arzneimittel, Fahrtkosten, Klinikaufenthalte, Rehabilitationsmaßnahmen und Sehhilfen) deutlich härter betroffen als Männer. Dies ziehe sich quer durch alle Altersgruppen, wie eine neu erschienene Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.

Weibliche Lebensphasen

Dazu komme, dass in bestimmten Lebensphasen - wie während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahrenm - es sinnvoll sein kann, durch unterstützende Maßnahmen wie Ernährung, Bewegung und Medikamente die Gesundheit auf ganzheitlicher Ebene zu stabilisieren. Dieser Umstand führe ebenfalls zu stärkeren finanziellen Belastungen. Da sie nun höhere medizinische Kosten zu tragen haben, steht ihnen dafür nun weniger Geld zur Verfügung.

Praxisgebühren und mangelnde Transparenz der Neuregelungen führten demnach zu negativen Tendenzen: Weniger Frauen holten eine zweite ärztliche Meinung ein - beispielsweise bei einer Brustkrebsdiagnose. Das Feministische-Frauen-Gesundheits-Zentrum-Berlin fordert folglich eine geschlechtsbezogene Begleitforschung, um die geschlechtsspezifischen Benachteiligungen im Sinne von Gender Mainstreaming zu verhindern. (red)