Womöglich wollte man nach den beiden überproduzierten Vorgängern, in denen Spezialeffekte und andere Schauwerte im Vordergrund standen, mehr in die Atmosphäre investieren, schließlich werden auch Harry-Potter-Fans mit dem Alter anspruchsvoller - und für die Pubertät des Helden schien der kinderfreundliche Chris Columbus nicht länger der geeignete Kandidat.
Cuarón hingegen, der 1961 in Mexico-Stadt geboren wurde, vermag auf dem Feld unabhängig produzierter Autorenfilme daheim im Mexiko ebenso zu bestehen wie er auch jenseits der Grenze, in Hollywood, als Regisseur größer budgetierter Auftragsarbeiten reüssierte. Im Filmgeschäft begonnen hat er als Kameramann, er drehte für Sidney Pollacks TV-Serie Fallen Angels Episoden, 1991 verwirklichte er dann seinen ersten Spielfilm, Sólo con tu pareja - eine Komödie rund um Aids, die in seiner Heimat zum erfolgreichsten Film des Jahres wurde.
Mit Little Princess gab er 1993 schließlich sein Hollywood-Debüt, und nach der Charles-Dickens-Verfilmung Great Expectations, in der Gwyneth Paltrow und Ethan Hawke mitwirkten, schien eine Karriere in der Traumfabrik bereits unausweichlich: Cuarón verlegte die Schauermär ins Florida und New York von heute und beeindruckte durch eine stimmungsreiche Farbdramaturgie.
Der eigensinnige Mexikaner zog es jedoch vor, seine eigenen Pläne zu realisieren und, zurück in der Heimat, seinen bisher persönlichsten Film, Y tu mamá también, zu drehen. "Hollywood", sagt er denn auch gern in Interviews, "kann nur eine Station, kein Ziel einer Reise sein." Und auf die Frage, welche Filme er schätzt, führt er wenig bekannte Nouvelle-Vague-Arbeiten wie Jacques Roziers Adieu Philippine an.