Wien - Bei der Gewerkschaftsfusion geht unverändert nicht viel weiter. Auch ein Spitzengespräch im ÖGB hat am Donnerstag keine Lösung jener Probleme gebracht, die Metaller und Privatangestellte nach wie vor trennen. Immerhin hat man sich entschlossen, die strittigen Finanzfragen nun unter der Leitung der Dachorganisation des ÖGB klären zu wollen. Außerdem bekennen sich Metaller, GPA, Drucker und Agrar-Nahrung-Genuss weiterhin zum Projekt. Die Chemiearbeiter gingen derweil einen eigenständigen Weg, erklärte ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch gegenüber der APA am Donnerstag.

Unklar

Wohin dieser Weg führt, ist aber auch dem Gewerkschaftschef noch nicht klar: "Das kann auch bedeuten, dass sie sich wieder einklinken". Laut ÖGB-Aussendug sind die Chemiearbeiter zwar weiterhin an einem starken Block der fünf Gewerkschaften interessiert. Andererseits überprüfen sie aber auch "alternative Kooperationsmöglichkeiten" und ein Stand-alone-Konzept.

Verzetnitsch wurde überrascht

Die Gewerkschaftsfusion basiert auf einer entsprechenden Verständigung von GPA und Metallern aus dem Oktober 2001. Damals überraschten der GPA-Vorsitzende Hans Sallmutter und Metaller-Chef Rudolf Nürnberger nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch Verzetnitsch mit der Verkündigung einer Fusion, der sich umgehend Drucker und ANG - und nach langem Zögern und unter Druck des ÖGB - auch die Chemiearbeiter anschlossen. Bei der Bekanntgabe der Zusammenlegungs-Pläne hatte man noch Mitte 2003 als Zieldatum angegeben.

Gestörte Verhältnisse

Davon ist nun schon längst keine Rede mehr. Auch ist das Verhältnis zwischen Nürnberger und Sallmutter wieder schlecht wie eh und je. Der Metaller-Chef hatte erst unlängst in einem STANDARD-Interview das Vertrauens- und Gesprächsverhältnis zum GPA-Vorsitzenden als "erheblichst gestört" bezeichnet - äußerst ungewöhnlich für Nürnberger, der nicht dafür bekannt ist, Gewerkschaftskollegen etwas über die Medien auszurichten.

Geld sorgt für Streit

Anlass für die Streitereien ist das Geld. Die Metaller fordern, dass der ÖGB und nicht die GPA das neue Gewerkschaftshaus in Erdberg errichtet sowie, dass der Gewerkschaftsbund die von anderen Gewerkschaften angefeindete GPA-Privatstiftung absegnet. Sallmutter sprach sich zuletzt in den "OÖN" in Sachen Zentrale dafür aus, dass seine Gewerkschaft das Projekt fertig stellt und das Haus danach in den Besitz des ÖGB oder des Restitutionsfonds übergeht.

Problem

Also scheinbar alles kein Problem - aber offenbar doch. Denn eine Sitzung des Metaller-Zentralvorstands, in der der endgültige Fusionsbeschluss nicht abgestimmt wurde, ist seit 29. Jänner offiziell unterbrochen. Davor hatten sich GPA, Chemiearbeiter und Drucker jeweils für das vorgelegte Modell ausgesprochen. Einigkeit mit der GPA konnte in den vier darauf folgenden Monaten trotz ständiger Ankündigungen in diese Richtung nicht erzielt werden.

Chemie klinkte sich aus

Das ewige Theater wurde den Chemiearbeitern mittlerweile zu bunt. Die kleine, aber finanziell recht robuste Gewerkschaft hat sich aus dem Fusionsprozess ausgeklinkt und erwägt einen Alleingang. Aber auch bei den beiden Großen wird die Fusionslust immer kleiner, je länger sich der Fusionsprozess hinzieht. Beide Seiten werfen einander Blockadepolitik vor und dass der jeweils anderen Gewerkschaft die Lust auf den Zusammenschluss vergangen sei. Offiziell bekennen sich freilich sowohl Sallmutter als auch Nürnberger zu dem Projekt. Wann es abgeschlossen wird, steht aber in den Sternen. Das letzte Zieldatum 2005 erscheint jedenfalls wieder kaum realistisch.

So wird es auch beim Metaller-Zentralvorstand am Freitag wieder keinen Beschluss geben. Mehr wissen dürfte man dann allerdings am 21. Juni - denn an diesem Tag steigt der Gewerkschaftstag der Metaller - und für den hat Nürnberger Antworten auf offene Fragen angekündigt. (APA)