Karim Ziad: "Ifrikya" (edel)

Grafik: edel

Wien - "Weltklassemusik" von "Weltklassemusikern" werde es zu hören geben: Irgendjemand sollte dem guten Joe Zawinul flüstern, dass sein Ankündigungssuperlativismus kaum Informationswert besitzt. Der stolze Sohn Erdbergs ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, das Ifrikya-Septett Karim Ziads persönlich anzusagen, mit dem im Birdland der Kluballtag Einzug gehalten hat. Beinahe zumindest, sind doch die ersten drei Wochen ehemaligen Mitstreitern des "Wödmasta" reserviert: Ziad, der aus Algier stammende Wahlpariser, tourte 1999 ganze 150 Konzerte lang mit dem Syndicate durch die Welt.

Mittlerweile verfügt der Perkussionist und Schlagzeuger auch als Leader über eine eigenwillige Handschrift: Nicht die klassische arabische Musik, auch nicht der in Algerien populäre Raï, den Ziad während seiner acht Jahre in der Band Cheb Mamis verinnerlicht hat, bilden seine Konzeptbasis: Es sind die Traditionen der Berber- und der marokkanischen Gnaoua-Musik, die der 38-Jährige gleichsam von innen heraus organisch erweitert und vorsichtig an Funk und Jazz andocken lässt.

Wuchtige, stampfende Rhythmen, in denen sich Hi-Hat und Garagab, die klobigen Metallkastagnetten der ursprünglich aus Westafrika stammenden Gnaouas, viel sagend verbrüdern, sind da zu hören; Bendir-Trommeln und ein nach Art der Kanun (Hackbrett) gespieltes Banjo (Abdenour Djemai) verstärken - unter Aussparung des zurzeit omnipräsenten Oud - die vielschichtige perkussive Grundstruktur.

Darüber alternieren - vermittelt auch durch Michel Alibos wendige Funk-Bass-Linien - altertümliche Wechselgesänge aus rauen Männerkehlen mit den improvisatorischen Saxofon- und Piano-Einwürfen Vincent Mascarts bzw. David Aubails. Ziad inszeniert eine ekstatische und doch klug durchdachte Begegnung der Stilwelten, die mit den gängigen Jazz-Maghreb-Fusionen nur wenig gemein hat. Empfehlenswert! (felb / DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2004)