Das Grazer Frauengesundheitszentrum führt von Mai bis Dezember 2004 im Auftrag des Bundessozialamtes das Forschungsprojekt "be gender" durch. Untersucht werden geschlechtsspezifische Charakteristika in der beruflichen Situation von Frauen und Männern mit Behinderung.

Betroffene als ExpertInnen

Welche Rollen weist unsere Gesellschaft Frauen und Männern mit Behinderung zu? Wie sind die Folgen für das Berufsleben? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werden im Rahmen des Projektes "be gender" 44 Interviews geführt. Zwanzig betroffene Frauen und Männer berichten als Expertinnen und Experten über ihre Berufswahl, ihre Arbeitssuche, ihren Alltag und ihre Zukunftswünsche. Weitere acht Frauen erzählen über ihre erfolgreiche Integration am Arbeitsmarkt. Zusätzlich werden KollegInnen und Vorgesetzte nach den Herausforderungen und Freuden in der Zusammenarbeit befragt.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

"Frauen nehmen behindertenspezifische Leistungen anders und seltener in Anspruch als Männer", führt Projektkoordinatorin Sandra Jakomini aus. "Am ersten Arbeitsmarkt sind Frauen mit Behinderung bisher in viel geringerer Zahl vertreten als Männer. Das Verhältnis ist etwa vierzig zu sechzig Prozent. Wir fragen gezielt Frauen, die eine Stelle haben, wie sie ihre Arbeit begonnen haben und wo sie im Berufsalltag Unterstützung finden." Dieser ressourcenorientierte Ansatz unterscheidet das neue Projekt von bisherigen Studien zum Thema Behinderung und Arbeitsmarkt.

Ausgleichende Maßnahmen entwickeln

Schwerpunkt des Interesses ist, ob und wo im Berufsleben Unterschiede zwischen Frauen und Männern mit Behinderung bestehen. Danach werden geschlechtsspezifische Maßnahmen für die benachteiligtere Gruppe entwickelt. Das Projekt "be gender" macht deutlich, dass "Menschen mit Behinderung" Frauen und Männer sind, welche unterschiedlichen Bedürfnisse sie haben und wie sie in ihrer Geschlechtlichkeit wahrgenommen werden wollen. (red)