Klagenfurt - Am Loibltunnel wurde am Samstag der Zwangsarbeiter gedacht, welche während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Lager Nord Opfer des Naziregimes wurden. In seiner Gedenkansprache erinnerte der Sonderbotschafter bei den Vereinten Nationen, Wolfgang Petritsch, an die "Partisanen auf beiden Seiten des Tunnels, die mit ihrem Widerstand gegen das verbrecherische Regime und ihrem Einsatz vielen Häftlingen zur Flucht verholfen hatten".

"Europa - dieses neue zukunftsgerichtete Europa, gründet sich eben auf dieser gemeinsamen Erinnerung an die Schrecken des mörderischen nationalsozialistischen Regimes und auf dem Bekenntnis zu einem nie wieder. Genau darauf möchte ich hier an diesem Ort hinweisen - einem Ort des Leidens und des Sterbens. Einem Ort, der in Österreich die längste Zeit dem offiziellen Verschweigen und Verdrängen anheim gefallen war", sagte Petritsch weiters. "Dieser Hinweis geschieht auch im Wissen um die Schwierigkeiten im Umgang mit unserer eigenen Kärntner Geschichte. Insbesondere mit unserer Täterrolle im Nationalsozialismus diesseits und jenseits des Loibltunnels. Wenn wir als nachfolgende Generationen zum Gelingen dieses neuen demokratischen und friedlichen Europas etwas beitragen wollen, sollten wir uns angesichts der mörderischen Gesichte dieses Straßen- und Tunnelbaus bemühen, nichts zu verschweigen. Kehren wir nichts unter den dubiosen Teppich nationaler Vorurteile, sehen wir den historischen Tatsachen ins Gesicht. Dies schulden wir nicht nur uns, sondern vor allem den Opfern und den Überlebenden des Konzentrationslagers hier am Loibl."

Der Sprecher des Mauthausen Komitees Kärnten, Peter Gstettner, sagte: "So lange das ehemalige Loibl-KZ an der Nordseite weiterhin dem Verfall und der Zerstörung preisgegeben wird;. So lange Urwald und Steinwüste ungehindert vom ehemaligen Lagergelände Besitz ergreifen, befinden wir uns tatsächlich noch im Mittelalter der Gedenkkultur am Rande der zivilisierten Welt. Denn ohne die warnende Erinnerung an die Barbarei vor 60 Jahren werden auch die vergessen, die hier geschunden, gefoltert und ermordet wurden."

1.300 Zwangsarbeiter haben an dem Tunnel gebaut, der Kärnten und Slowenien über den Loibl verbindet. Die eineinhalb Kilometer lange Röhre war ein Teil des berüchtigten Konzentrationslagers Mauthausen. 1943 begannen mehr als 330 Franzosen mit der Grabung des Tunnels auf der Südseite, also vom heutigen Slowenien aus. Bis 1945 kamen hunderte polnische Juden, Slowenen und Russen dazu. Die Fundamente des Lagers auf der Südseite sind gut erhalten. Am Nordportal erinnern lediglich zwei Tafeln an das Verbrechen an der Menschlichkeit. Exakt an dieser Stelle haben sich am Samstagvormittag hunderte Menschen getroffen um der Opfer und der Toten mit einer Kranzniederlegung zu gedenken. Offiziellen Angaben nach hat es in den zwei Jahren 40 Tote gegeben - laut Lagerliste wurden die meisten bei Fluchtversuchen erschossen. (APA)