Um Engpässe beim Nachschub mit Spenderorganen sicherzustellen, sind Forscher der Idee verfallen, Tiere als Organspender heranzuzüchten. Weil ihr Immunsystem dem des Menschen am ähnlichsten ist, gelten Schweine als aussichtsreiche Kandidaten. Nach ermutigenden Erfolgen in den späten Neunzigerjahren ist die Euphorie im Lager der Xeno-Transplanteure mittlerweile aber arg gedämpft. Zwar gelingt es in der Zwischenzeit immer besser, das Erbmaterial der Tiere so zu manipulieren, dass die Oberflächenmoleküle der Organe tatsächlich vom menschlichen Abwehrsystem akzeptiert werden könnten. Das glückt, indem menschliche Gene in das Erbmaterial der Tiere geschleust werden. Doch nicht zuletzt das Auftauchen einer neuen Art von Krankheitserregern - die für den Rinderwahnsinn verantwortlichen Prionen - haben die Sorge verstärkt, dass mit den tierischen Organen auch tierische Krankheitserreger übertragen werden könnten. Kritikern, die sich aus ethischen Gründen gegen das Züchten von lebenden Organfabriken ausgesprochen haben, halten Verfechter der Idee ein kaum widerlegbares Totschlagargument entgegen: Tiere würden auch für den Verzehr gezüchtet. (strau/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 6. 2004)