Wien - Es sei "bedauerlich", dass SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer habe in der "ZiB 2" kein Wort der Klarstellung oder Entschuldigung zu seiner Aussage über eine "Pogrom-Stimmung" im Parlament gefunden habe. Dem SPÖ-Vorsitzenden fehle offensichtlich "der Mut, einen Fehler einzugeben", meinte ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer Montag Abend. Gusenbauer lasse damit "jegliche politische Qualifikation im historischen und zeitgeschichtlichen Sinn vermissen". Scharfe Worte für Gusenbauers Aussage fand der Historiker Gerhard Jagschitz: Dies sei "außergewöhnlich kühn und ungewöhnlich gedankenlos". Die Bezeichnung "Pogrom" habe "immer einen sehr gewalttätige und gewaltsamen Aspekt. Das war doch wohl die Stimmung im Parlament nicht", meinte Jagschitz. "Aussagen richten sich von selbst"

Molterer sagte, er finde es, "auch bedauerlich, dass einem Vorsitzender einer Partei, die durchaus auch eine bestimmte Verantwortung im positiven Sinn für die Geschichte der Zweiten Republik hat, dieses politische Gspür und diese politische Verantwortlichkeit für seine Person offensichtlich völlig fehlt". Jemand, der für sich in Anspruch nehme, politische Verantwortung zu haben, "hätte 1. soetwas nicht gesagt und 2., wenn es ihm schon unterlaufen ist, auch den Mut gehabt, den Fehler einzugestehen". Auf die Frage, ob er den Rücktritt Gusenbauers für angebracht halte, meinte er nur: "Diese Aussagen richten sich von selbst."

Molterer kritisierte, dass Gusenbauer den Verlauf der Sitzung vom Freitag "völlig verdreht" habe - und bedauerlich fand er es auch, dass Gusenbauer "kein Wort des Bedauerns für die Aussage von Josef Broukal gefunden hat und dass es keine Korrektur der Aussage von Broukal gibt". Damit signalisiere die SPÖ offensichtlich, dass sie sich mit der Aussage des SPÖ-Abgeordneten identifiziere. (APA)