Zürich/Wien - "Die bevorstehenden Europawahlen sind in
Österreich Auslöser und Vorwand für eine peinlich anmutende
Schlammschlacht zwischen den politischen Lagern", konstatiert die
"Neue Zürcher Zeitung" in ihrer Dienstag-Ausgabe. "Den Anfang hat
einmal mehr der Kärntner Landeshauptmann (Jörg) Haider (F) gemacht,
indem er den Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten für das
Europäische Parlament des Vaterlandsverrats bezichtigte. (...)
Haiders Rache kam mit vierjähriger Verspätung."
Landesverräter-Satz
"Der faktische Chef der Freiheitlichen Partei ließ jenen
vermeintlich landesverräterischen Satz auf die Wahlplakate (...)
setzen - und unterschlug arglistig den nicht minder wichtigen zweiten
Teil, in dem (Hannes) Swoboda (S) sich, durchaus patriotisch, für
seine Nation eingesetzt hatte. Die Folge war eine seltsame Debatte
über den wahren Patriotismus und angebliche landesverräterische
Umtriebe" (in der Zeit der Sanktionen der EU-14 gegen die
VP-FP-Regierung), heißt es in dem Artikel des Schweizer Blattes.
Retourkutsche
"Doch es dauerte nicht lange, bis die Retourkutsche der
Sozialdemokraten eintraf - niveaumäßig kaum auf höherer Ebene. (...)
Josef Broukal (S) stellte den viel diskutierten Champagner-Toast
(SP-Chef Alfred) Gusenbauers in Paris auf das Kriegsende von 1945 der
vom österreichischen Innenminister bewilligten Demonstration von
Neonazis ausgerechnet auf dem geschichtsträchtigen Wiener Heldenplatz
gegenüber und sagte, die Wahl zwischen diesen beiden Ereignissen
falle ihm nicht schwer, und schleuderte der Regierung den fatalen
Satz entgegen: 'Es ist ihnen unbenommen, den Nationalsozialisten
nachzutrauern.' (...) Der Vorsitzende der Sozialdemokraten nahm
seinen Parteifreund in Schutz, indem er meinte, in jener
Parlamentssitzung habe eine 'absolute Pogromstimmung' geherrscht
(...) Dass es bei alledem irgendwann um europäische Wahlen gegangen
sein mag, ist inzwischen völlig in Vergessenheit geraten..." (APA)