Wien - Jetzt melden sich Patientenorganisationen - zu 99 Prozent auch Versicherte der sozialen Krankenkassen - zur Chefarztpflicht zu Wort. "Einen richtigen Ansatz" nannte der Pressesprecher der Österreichischen Selbsthilfegruppen für Menschen mit Diabetes, Peter P. Hopfinger, die Überlegungen von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat zum Thema. Die Gesundheitsministerin will jetzt auf dem Verordnungsweg eine Neuregelung treffen. In Österreich gibt es etwa 500.000 Zuckerkranke.

Hopfinger, selbst Diabetiker und Herausgeber einer fachspezifischen Internetplattform, bezeichnete die bisherige Praxis bei der Genehmigung von Medikamenten durch die Chefärzte der sozialen Krankenkassen als "patientenfeindlich" und kontraproduktiv für das "finanziell marode Kassensystem".

Hopfinger erklärt seinen Ansatz: "Der Hausarzt muss Verantwortlicher sein, denn nur er kann kontrollieren, ob erstens alle Schritte erfolgt sind oder vergeblich waren, zweitens keine schädlichen Wirkungen bei Medikamenten auftreten und drittens die erwarteten Therapieresultate auch tatsächlich eintreten."

Dass dies sorgfältig dokumentiert und dann von den Chefärzten kontrolliert werden sollte, liege durchaus im Sinn von chronisch Kranken. Hopfinger weiter: "Keinen Sinn hingegen macht es, wenn Chefärzte, die nicht nur fachlich inkompetent sind, sondern auch die Patienten gar nicht zu Gesicht bekommen, über Therapien entscheiden."

Konkret ginge es bei den rund 500.000 Diabetikern in Österreich in Sachen Chefarztpflicht um die Medikamentengruppe der Insulinsensitizer (Glitazone), um Statine (Cholesterinsenker) und um gentechnisch hergestellte Insuline oder Insulinanaloga, die alle chefarztpflichtig wären und sehr willkürlich vom Hauptverband bewilligt würden - oder eben nicht, stellte Hopfinger fest.

Die Verhandlungen zur Neuordnung der Chefarztpflicht zwischen Gesundheitsministerium, Hauptverband und Österreichischer Ärztekammer wurden am Mittwoch abgebrochen. (APA)