Bild nicht mehr verfügbar.

Leicht sei die Pflege der Prachtgärten nicht, so der Bundesgärtner: Schönbrunn habe nur mehr einen Aufseher, "wenn der bei der Gloriette ist, sitzen die Leute beim Schloss in den Blumen - und umgekehrt."

Foto: APA/ PFARRHOFER Herbert

Wien - Ein bisserl absurd, gibt Günter Wimmer dann doch zu, sei die Situation schon. Aber die Rahmenbedingungen, betont der Öffentlichkeitsarbeiter der Österreichischen Bundesgärten, definieren er und seine Kollegen ebenso wenig, wie es ihm zustehe, zu analysieren, was die aus Politikermund so smart klingenden Floskeln "schlanke Verwaltung" und "Personalabbau im öffentlichen Dienst" im echten Leben bewirken.

Verwüstungen

Fakt sei aber, so Wimmer, dass die - aus Einsparungsgründen - um 47 Planposten geschrumpften Bundesgärtner mittlerweile eigenes Wachpersonal anmieten müssen. Um Besucher ihrer Parks (Volksgarten, Burggarten, Augarten, Belvedere und Schönbrunn) in Wien davon abzuhalten, diese völlig zu verwüsten. Denn das - die Verwüstungen - seufzt Wimmer, nehme zu, sobald niemand da sei, der dem Treiben durch bloße ("nur" gärtnerische, aber eben doch ständige) Präsenz Einhalt gebiete: Durch ein Beet, das gerade gejätet wird, fährt kaum ein Radfahrer.

Seit im Burggarten patrouilliert wird (seit wenigen Wochen), sei die Scherben- und Dreckmenge dort auch "spürbar - obwohl es immer noch mehr ist als vor einigen Jahren" - wieder zurückgegangen, meint Wimmer. Doch nach dem Prinzip der kommunizierenden Gefäße sei nun der nächste Park dran: Im Volksgarten richten Rasenlieger, Picknicker, Kleinpartyveranstalter und frei laufende Hunde jene Schäden an, die im Burggarten dank der "Bestreifung" weniger auftreten.

Von Hunden gehetzt

Mitunter, klagt Wimmer, sei sogar der Wachdienst chancenlos: "Die müssen oft die Polizei rufen - Beschimpfungen sind noch das Geringste, was da kommt." Dass die Gärtner selbst sich kaum mehr einmischen, verstehe er: "Kürzlich hat im Augarten ein Besucher seinen Hund auf einen Gärtner gehetzt, weil der die Leinenpflicht eingemahnt hat."

Der Versuch, die Prachtgärten zu erhalten, sei ein "Kampf gegen Windmühlen", Gartenarbeit mutiere zu Putz- und Aufräumarbeit. Wimmer: "Ich habe gelernt, dass man bei einem Picknick nichts zurücklässt - das dürfte komplett vergessen sein." Seit Burg-, Volks- und Augarten keine "Parkaufsicht" mehr hätten ("wir sehen traurig zu, wie die Parks vernichtet werden"), bemühe man sich, "zumindest Schönbrunn und das Belvedere zu halten".

Nur mehr ein Aufseher

Leicht, so der Bundesgärtner, sei das nicht: Schönbrunn habe nur mehr einen Aufseher, "wenn der bei der Gloriette ist, sitzen die Leute beim Schloss in den Blumen - und umgekehrt. Die Leute spüren, dass da niemand ist." Die "Broken Window"-Theorie gelte auch für Blumenbeete: Dass vor wenigen Wochen das Konzert für Europa im Schönbrunner "Blumenparkett" stattgefunden habe, sei nicht sehr hilfreich gewesen, die Disziplin der Parkbesucher zu erhöhen: "Der Ort war Wunsch der Bundesregierung." Fazit: "Wir sind der Verzweiflung nahe - irgendwann gibt man einfach auf."

Verzweiflung

In den städtischen Parks kennt man diese Verzweiflung nur vom Hörensagen: Vandalismus und den Trend zum "Littering", so die Sprecherin von Umweltstadträtin Isabella Kossina, gebe es zwar überall, aber das Ausmaß halte die Stadt durch die Menge und Sichtbarkeit des Personals "in erträglichen Grenzen". Nachsatz: "Das verursacht allerdings Kosten - und da muss man sich eben fragen, ob funktionierende, saubere Parks einem das wert sind." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 12.6.2004)