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SP-OÖ-Chef Erich Haider sieht sich nun als roter Erwin Pröll.

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Oberösterreichs SPÖ-Chef Erich Haider erläutert, welche Themen und Personen die SPÖ jetzt entwickeln muss - und er sagte Barbara Tóth, warum Gerhard Zeiler ein Erlebnis der besonderen Art ist.

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STANDARD: Herr Haider, hat das EU-Wahl-Ergebnis für Sie auch bundespolitische Auswirkungen?

Haider: Nun, ich sehe Oberösterreich sehr gestärkt. Wir haben prozentuell gesehen nach der Steiermark das zweitbeste Ergebnis für die SPÖ einfahren können - noch vor Wien. In absoluten Zahlen haben wir nach Niederösterreich das zweitbeste Ergebnis geliefert.

STANDARD: Sehen Sie sich als neuer starker Mann in der SPÖ? Quai als roter Erwin Pröll?

Haider: Die Konstanz ist hoch. Heinz Fischer hatte bei uns ja auch das beste Ergebnis. Außerdem liegen wir nur 1300 Stimmen hinter der ÖVP. Wir leisten damit ganz sicher einen ganz großen Beitrag zum Bundeserfolg. Ein Wermutstropfen ist die Wahlbeteiligung. Deshalb werden wir unsere Kandidatin Maria Berger in den Landesparteivorstand einbeziehen und sie monatlich in Oberösterreich präsent halten.

STANDARD: Warum hat die Mobilisierung in den anderen Ländern nicht so gut geklappt? Lag es an der Wahlkampfführung? Haider: Das kann ich nicht beurteilen. Bei uns ist der Aufwärtstrend zusammen mit den Gewerkschaften gut gelungen.

STANDARD: Rechnen Sie mit Neuwahlen?

Haider: Nein. Weil die FPÖ hat ja keine Alternative. Schwarz-Blau hat keine Mehrheit mehr in diesem Land. Wolfgang Schüssel hat eine bequeme Partnerschaft. Beide Parteien haben kein Interesse, die Wahl vorzulegen.

STANDARD: Dennoch: Wäre die SPÖ ausreichend vorbereitet? Haider: Die EU-Wahl hat gezeigt, dass die SPÖ auch bundespolitisch Erste werden kann. Wir sind jetzt wirklich wahlerprobt. Wir haben das Siegen wieder erlernt. Daraus müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und Themen und Personen für die Nationalratswahl 2006 systematisch zu entwickeln.

STANDARD: Heißt das, Alfred Gusenbauer wird wieder SPÖ-Spitzenkandidat?

Haider: Selbstverständlich, aber wir müssen und breiter aufstellen. Wir brauchen Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, die nicht parteipolitisch sofort vereinnahmt werden.

STANDARD: Das berühmte Schattenkabinett. An wen denken Sie?

Haider: Bei der Wirtschaft denke ich an Helmut Draxler von RHI, an Horst Pöchacker von Porr, an Thomas Jozseffi von der Salinen AG, an Wolfgang Ruttenstorfer von OMV. In der Kultur an Harald Krassnitzer...

STANDARD: Denken Sie auch an RTL-Chef Gerhard Zeiler? Haider: Gerhard Zeiler ist ein bekannter und erfolgreicher Österreicher in Deutschland. Sein Name wird immer wieder genannt. Ich bin mit ihm persönlich befreundet und möchte mich nicht näher dazu äußern. Er ist eine gute Persönlichkeit.

STANDARD: Ist für Sie Josef Broukal nach der EU-Wahl gestärkt?

Haider: Er ist sicherlich gestärkt, schließlich wird er stellvertretenden Klubobmann. Er wird in dieser Funktion viele konstruktive Vorschläge machen können. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2004)