Bild nicht mehr verfügbar.

"So groß waren wir einmal." Seit Sonntagabend hat Jörg Haider wieder ein Wahldebakel der FPÖ zu verkraften - und wird als Chef zurückgewünscht.

Foto: AP
Andreas Mölzer, Drittgereihter auf der FPÖ-Liste, wird anstelle von Hans Kronberger ins EU-Parlament einziehen. Der Vorzugsstimmenwahlkampf, den der Chefideologe und Rechtsausleger der FPÖ geführt hat, war erfolgreich: 10.910 Vorzugsstimmen hätte er gebraucht, um Kronberger zu überholen, nach der Auszählung von vier Bundesländern am Montag waren es schon mehr als 13.000. Damit besetzt Mölzer das einzige FPÖ-Mandat. Die FPÖ hat am Wahlsonntag 17 Prozent verloren - und vier Mandate.

Nach der Wahlniederlage - von 23,4 auf 6,3 Prozent - tobt in der FPÖ schon die Obmanndiskussion. Mölzer selbst hatte sie noch am Sonntagabend gemeinsam mit dem Wiener FP-Chef Heinz-Christian Strache eröffnet. Sie sprachen sich für eine neue Parteiführung aus und nannten Jörg Haider. Mölzer brachte auch noch Strache, die Kärntner "Gebrüder Scheuch", den Kärntner FPÖ-Chef Martin Strutz, Generalsekretärin Magda Bleckmann oder den oberösterreichischen Parteichef Günther Steinkellner ins Spiel. Strache bekräftigte am Montag noch einmal seinen Wunsch nach einer Rückkehr Haiders.

Für den Kärntner FPÖ-Chef Martin Strutz liegt die Schuld am Wahldebakel ebenfalls bei der Bundespartei. Für Strutz ist klar, dass jetzt in der Bundes-FP sofort die Konsequenzen gezogen werden müssen, und zwar inhaltlich, organisatorisch und personell. Jörg Haider stehe für den Parteivorsitz aber nicht zur Verfügung: "Er hat eine große Aufgabe in Kärnten. Es ist ihm beim derzeitigen Zustand der FPÖ nicht zuzumuten, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen."

Für Vizekanzler Hubert Gorbach ist das "eine schwierige Situation". Insgesamt sei er aber überzeugt, dass eine Partei mehrere Strömungen brauche. Die verschiedenen Strömungen müssten aber besser gebündelt werden: "Das ist vielleicht noch etwas, wo es in der FPÖ Verbesserungsbedarf gibt." Die Entscheidung über die künftige Führung solle bei einem Parteitag "umso schneller, umso besser" erfolgen.

Noch-Parteichef Herbert Haupt will das Feld offenbar nicht kampflos räumen. Er hat noch in der Nacht auf Montag angekündigt, weitermachen zu wollen. Um ihn abzusetzen, bedarf es eines Parteitags - und eines Gegenkandidaten.

Diesen will nun das Personenkomitee von Mölzer suchen. Ewald Stadler, prominentester Unterstützer Mölzers, will mit dem Komitee weitermachen. "Wir haben konkrete Vorstellungen." Das Komitee sei auf alle Eventualitäten vorbereitet, "auch auf einen Parteitag". Stadler: "Die unklaren Führungsverhältnisse, die wir haben, die hätten schon vorgestern gelöst werden sollen." Heftige Kritik übt er an der derzeitigen FP-Spitze: "Eine Parteiführung kann nicht so tun, wie sie es gestern getan hat: einfach zur Tagesordnung übergehen, kein Satz der Selbstkritik. Da ist schon am Wahlabend die nächste Wahl verloren."

Mölzers Aufgabe in Brüssel soll laut Informationen aus der FPÖ nun darin bestehen, die rechten Parteien bei der nächsten EU-Wahl für eine gemeinsam kandidierende Plattform zu gewinnen. (Elisabeth Steiner/Michael Völker/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2004)