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Geschäftsleute fordern 24-Stunden-Arrest für die Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Thalham. (Im Bild: Traiskirchen)

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER
Vor dem Internationalen Flüchtlingstag am Sonntag herrscht in St. Georgen kein Asylfriede: Das Lager Thalham ist weiter Anlass für getrübte Stimmung. Ladendiebstähle stünden auf der Tagesordnung, klagen Geschäftsleute, die einen 24-Stunden-Arrest für die Flüchtlinge fordern.

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St. Georgen - Trotz aller Versuche der Verantwortlichen, die Situation rund um die seit erstem Mai bestehende Erstaufnahmestelle Thalham bei St. Georgen im Attergau als entspannt darzustellen, spitzt sich in der 4000-Einwohner-Gemeinde die seit Wochen ohnehin angespannte Lage weiter zu. Lokale Politiker haben bereits ein nächtliches Ausgehverbot für Asylwerber gefordert.

"Es gibt absolut keine Kontrollen und keine Strafen. Mir wurden schon etliche Waren gestohlen, und meine Lehrmädchen wurden am helllichten Tag vor dem Geschäft begrapscht. Wir brauchen strenge Regeln, ein Asylheim ist doch kein Wellnesshotel", forderte die Besitzerin eines Lebensmittelgeschäftes im Gespräch mit dem STANDARD.

"Tore müssen 24 Stunden geschlossen bleiben"

Probleme mit Ladendiebstählen kennt auch der örtliche Optiker Franz Sturm: "Mir wurden in den vergangenen beiden Monaten von Asylwerbern Sonnenbrillen im Wert von rund 7000 Euro gestohlen. Alle hier haben Angst, und die Frauen trauen sich nach etlichen sexuellen Übergriffen nicht mehr alleine auf die Straße. Ein nächtliches Ausgehverbot ist viel zu wenig, die Tore müssen 24 Stunden geschlossen bleiben."

Ein Dorn im Auge sei vielen Bewohnern auch "die nach wie vor ungeklärte" Flächenwidmung. Laut einem - dem STANDARD vorliegenden - Gutachten des Landes Oberösterreich aus dem Jahr 2002 steht das Lager Thalham im Wohngebiet und sei deshalb - so das Gutachten - nur für einen "dauernden Wohnbetrieb" bestimmt. "Beim geplanten Asylwerber-Aufnahmezentrum fehlt dieser Aspekt weg, nötig ist daher eine Sonderwidmung des Baulandes", so die Bauaufsicht vor rund zwei Jahren. Bis heute sei dies nicht geschehen, kritisiert Optiker Sturm.

Fernsehverbot

Rudolf Burgstaller wohnt unmittelbar vor der Toren des Asylheims und hat "kein Problem" mit den Flüchtlingen. Das Problem seien eher die Mitarbeiter in der Betreuungseinrichtung: "Vor wenigen Tage habe ich ein paar junge Burschen gesehen, die im Regen standen und durch ein Fenster an der Torwache versuchten, einen Blick auf ein EM-Spiel im Fernsehen zu ergattern. Ich hab' dann am nächsten Tag auf meine Kosten einen Fernseher besorgt und wollte ihn den Jungs schenken. Das hat man mir aber mit der Begründung, dass hier sowieso alles zerstört wird, verboten", ärgert sich Burgstaller. Man müsse zuallererst "das Sys- tem verändern", dann gebe es auch keine Problem im Ort mehr.

Ein Eindruck, den auch ein junger Thalham-Bewohner aus Bosnien im Gespräch mit dem S TANDARD bestätigt: "Wir haben nur sehr wenig Ansprache und kaum die Möglichkeit einer Beschäftigung. Darüber hinaus sind Essen und Hygieneartikel so knapp bemessen, dass manche aus reiner Not und Verzweiflung stehlen." (DER STANDARD, Printausgabe 19./20.6.2004)