Wien - "Zwölf zu null - so hoch kannst nicht einmal bei der Fußball-EM g'winnen", hieß es am Dienstag im Gemeinderatsklub der Grünen. Dort wurde der Wechsel an der Spitze der Landespartei auch auf Rathausebene offiziell vollzogen.

Wie erwartet, wurde die neue Spitzenkandidatin Maria Vassilakou (35) auch zur Klubchefin gewählt - der bisherige Klubobmann Christoph Chorherr bleibt Gemeinderatsabgeordneter. Gemeinderat David Ellensohn (40) wurde als neuer nichtamtsführender Stadtrat nominiert. Diese Beschlüsse fielen in trauter Eintracht mit zwölf Stimmen - ohne Gegenstimme. Ein Grünen-Sprecher: "Nach 20 Minuten war 's vorbei. Blumen überreichen inklusive."

Bewegungen zur Mitte

Ein derart harmonischer Wahlgang wäre in diesem Gremium vor Kurzem noch undenkbar gewesen. Galt doch Vassilakou als eine aus dem bürgerlichen "Realo"-Flügel rund um Christoph Chorherr.

Während Ellensohn dem linken "Fundi"-Lager im Klub zugeordnet wurde - so hatte er etwa 2002 die Koalitionsverhandlungen der Bundesgrünen mit der ÖVP abgelehnt. Diese Beschreibung sei "stilistisch nicht ganz falsch, aber in Summe doch vereinfachend", betont Ellensohn im STANDARD-Gespräch. "Wenn ,links' heißt, dass man die Politik der ÖVP kritisiert, dann wären wir schon bei 70 Prozent Linken."

Vassilakou hatte es jedenfalls verstanden, sich nun als Kandidatin des Ausgleichs zu präsentieren. Aber auch Ellensohn hat sich im Laufe der Zeit zur Mitte hin bewegt. "Im Klub gilt es nun einmal, die Anliegen aller Grünen - auch der Wähler - berücksichtigen. Und nicht nur eines Teils der Partei", erläutert er.

Bisheriger Abschluss dieser Bewegung: Vergangenen Sonntag musste Ellensohn bei der Landesversammlung eindringlich an die Basis appellieren, die Wahl Vassilakous zur Spitzenkandidatin nicht zu verschieben. "Natürlich ist das jetzt anders, als früher als Bezirksfunktionär. Aber nach drei Jahren im Klub kann man sich da schon ein wenig hineinfühlen."

Der gebürtige Londoner war bisher Wiener Sport- und Sicherheitssprecher und engagierte sich vor allem in Sachen Wohnpolitik. Sein jüngster Erfolg: Ellensohn war im März dieses Jahres maßgeblich daran beteiligt, dass ein illegales Ausländerquartier im Haus des inzwischen zurückgetretenen stellvertretenden Ottakringer FP-Bezirksvorstehers aufgedeckt wurde.

Soziale Wohnthemen

Als Grüner Stadtrat will er diese Schwerpunkte weiter verfolgen. Und sich "weniger der Architektur und Stadtgestaltung und mehr sozialer Anliegen und Ungerechtigkeiten annehmen". Er werde gemeinsam mit den spezialisierten Abgeordneten überdies "vom Klub aus nach Außen hin jene Themen vertreten, die von der Mary nicht abgedeckt werden".

Einen Monat nach der Angelobung im Rathaus am 1. Juli wird Ellensohn übrigens ewige Treue geloben - einer Holländerin im Standesamt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.6.2004)