Der Wiener Gemeinderat Siegi Lindenmayr - Seine Homepage ist unter www.lindenmayr.at erreichbar.

Seit 1995 setzt die Stadt Wien das freie Betriebssystem Linux im Serverbereich ein. Nun wird untersucht, ob sich das freie Betriebssystem auch für den Desktop eignet.

Der WebStandard hat über den Stand der Dinge bei dem Wiener Gemeinderat Siegi Lindenmayr (SPÖ) nachgefragt.

WebStandard: Warum ist Open-Source-Software wie Linux für die Stadt Wien interessant? Geht es um Einsparungen?

Siegi Lindenmayr: Auf Servern hat sich Linux seit langem als das stabilere, kostengünstigere und sicherere System etabliert und wird im Bereich der Stadt Wien seit Jahren eingesetzt. Für den Einsatz am Client werden – u. a. wegen der doch beträchtlichen Schulungskosten – keine wesentlichen Kostenreduktionen erwartet, da die derzeitigen Lizenzkosten nur einen Teil der Gesamtkosten eines Arbeitsplatzes ausmachen. Linux bietet jedenfalls den Vorteil, nicht von einem (fast) Monopolanbieter technologisch abhängig zu sein. Weiters spricht die hohe Qualität und die zunehmend breitere Palette von Unterstützungs- und Beratungsleistung für Open-Source-Produkte, ein großer Teil der Wertschöpfung verbleibt damit in Österreich. Gerade die Arbeitsplatzschaffung ist für die SPÖ besonders wichtig, da die Politik der derzeitigen schwarz-blauen Bundesregierung Arbeitsplätze vernichtet.

WebStandard: Welche Open-Source-Software wird in Wien bereits eingesetzt?

Siegi Lindenmayr: 1989 war der Beginn der Open Source Etablierung, Teilnehme am Internet via UUCP (news und mail); 1991 Teilnahme am Internet mit TCP/IP, Entwicklungsumgebung unter Unix auf GNU Open Source 1993 wurde erste interne Webserver eingesetzt 1994 FreeBSD und SAMBA als Fileserver im Magistrat 1995 Firewall und Internet komplett mit Open Source seit 1999 schrittweiser Umstieg von FreeBSD auf Linux seit 2003 eigene Open Source Projekte (vieW4).

WebStandard: Wien nützt seit 1995 Linux-Server. Derzeit laufen Erhebungen und Studien der Stadt Wien, die sich mit dem Einsatz von Linux auf dem Desktop beschäftigen. Wie schaut es damit aus. Hat Linux Chancen Windows zu ersetzen?

Siegi Lindenmayr: Für viele Arbeitsplatzanwendungen hat Linux gute Chancen, in speziellen Anwendungsbereichen gibt es derzeit noch große Probleme. Im Wiener Magistrat gibt es jedoch – verglichen mit München – keinen zeitlichen Druck, da die derzeitige Hard- und Software für die nächsten zwei bis drei Jahre ausreichende Qualität bietet. Jedoch bieten frühe Erkenntnisse eine Standortbestimmung und frühe Steuerungsmöglichkeiten. In der Studie werden technische, wirtschaftliche und funktionelle Kriterien aufgelistet werden.

WebStandard: Denken Sie, dass der Umstieg auf Client-Seite ein leichter sein wird oder fürchten Sie AnwenderInnen in der Defensive?

Siegi Lindenmayr: Für mich als SPÖ-Politiker sind die AnwenderInnen ungemein wichtig. Es darf keinen Druck und keine übereilten Entscheidungen geben. Gleichzeitig sieht es die SPÖ jedoch als "Bildungsauftrag", möglichst vielen Menschen die Chance zu geben, die neuesten Entwicklungen kennen zu lernen. Computer und Internet sind schließlich DIE "Kulturtechniken" der Gegenwart und Zukunft.

WebStandard: Im SPÖ-Klub soll es einen Testrechner geben. Was halten Ihre SPÖ-KollegInnen vom Linux?

Siegi Lindenmayr: Einige sind sehr interessiert, viele warten – zu Recht – ab. Schließlich gibt es gerade mit WLAN sowie dem Synchronisieren von PDAs und Handys unter Linux noch große Probleme.

WebStandard: Die Grünen haben Linux-CDs verschenkt. Wäre das auch ein Weg für die SPÖ?

Siegi Lindenmayr: Das Verschenken der Linux-CD's war ein netter Gag, doch Boot-Demos werden von vielen verschenkt, die ÖH hat das erst kürzlich getan und in Computerzeitungen liegen ebenso solche CD's bei. Im Rahmen des Bildungsservers der Stadt Wien hat das der Verein "netbridge" ebenso getan (Projekt "JUX" = Jugend und LINUX). Es besteht daher für die SPÖ absolut keine Notwendigkeit, da mitzutun. Mit den Boot-CD's kann man zwar in die Benutzeroberläche hineinschnuppern, ein ernsthaftes Arbeiten ist nicht möglich.