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Marlon Brando, 2001

Foto: AP /Beth A. Keiser
Francis Ford Coppola Regisseur: Marlon hätte es bestimmt gehasst, wenn Leute nach seinem Tod einen Kommentar abgeben. Ich möchte nur sagen, dass es mich traurig macht, dass er gegangen ist.


Wer eine Ahnung vermittelt bekommen will, wer "Marlon Brando war, ohne Gefahr zu laufen, sich über posthum geäußerte Meinungen Brandos Unmut aus dem Jenseits zuzuziehen, dem ist ein Blick ins Web-Magazin "Salon" zu empfehlen: Dana Cook hat Dutzende Interviews, Biografien und Memoiren aus den vergangenen 50 Jahren zusammengetragen und daraus eine Art szenischen "Tribut to Brando" gefiltert: Prominente aus Film, Sport, und Medien (Rocky Graziano, John Cassavetes, Tennessee Williams, Kirk Douglas u.v.a.) schildern ihre Eindrücke von Erstbegegnungen mit dem "größten Schauspieler aller Zeiten" (Stanley Kramer), die in Summe ein ebenso kontroversielles wie lebendiges Bild des am vergangenen Freitag verstorbenen "Hollywood-Rebellen" vermitteln. Zwei Beispiele: Cybill Sheperd (Schauspielerin): "Zu sagen, dass es mir nicht gelungen ist, Brando zu beeindrucken, wäre stark untertrieben. An einem warmen Sommerabend fuhren Peter Bogdanovich und ich zu einer Party in Brandos Haus. Ich wurde auf eine Gartenbank in Brandos Nähe platziert - und plötzlich ertappte ich mich dabei, wie ich nur vor mich hin ratschte, statt mich mit anderen zu unterhalten. Brando hielt eine Bierflasche in der Hand, während er mich mit unverhohlenem Widerwillen anstarrte: 'Wenn dieses Mädchen nicht den Mund hält', murmelte er, ,werde ich die Flasche nehmen und ...'. Dann neigte er sich zu mir und sagte: 'Würden Sie bitte einmal dort rüber gehen, damit ich sehen kann, wie es aussieht, wenn Sie verschwinden?'" Roger Vadim (Regisseur): "Ich saß mit einem Freund gerade in einem Café am Boulevard Montparnasse, als wir auf einen ungewöhnlich hübschen jungen Mann am Nebentisch aufmerksam wurden. Er hatte seine Schuhe ausgezogen und massierte seine nackten Füße, die er auf dem Tisch zwischen einem Glas Perrier und einem Aschenbecher platziert hatte. Mit wachsender Inbrunst, wie eine Frau kurz vorm Orgasmus, stöhnte er in einem fort: ,Verdammt, ist das gut ... aaah, tut das gut ... mmmhh..' Das war 1950, der Mann hieß Marlon Brando." (mj, DER STANDARD, Printausgabe vom 5.7.2004)