Wien - Heftige Kritik am Vorschlag von Wirtschaftsbund-Generalsekretär Karlheinz Kopf, die Probezeiten für Lehrlinge auf sechs Monate zu verdoppeln, übt heute, Mittwoch, der Bundesjugendvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Rene Pfister.

"Ich halte diesen Vorschlag von Wirtschaftsbund-General Kopf für wirklich schamlos", so Pfister in einer Aussendung. Kopf gaukle in den Medien eine mögliche Lösung für das Lehrstellenproblem vor, indem er anregt, die Probezeit für Lehrlinge zu verlängern - obwohl er weiß, dass eine solche Maßnahme in Wirklichkeit wirkungslos sei.

Billige Arbeitskräfte

In der derzeitigen Probezeit von drei Monaten kann der Arbeitgeber, in diesem Fall der Lehrherr, das Lehrverhältnis problemlos auflösen, ohne irgendwelche Fristen oder sonstige Auflagen erfüllen zu müssen. Diese Regelung sehe eher danach aus, als ob die Wirtschaft einfach billige Arbeitskräfte (Lehrlinge) kurzfristig, bis zu drei Monate, bei Bedarf einsetzen möchte, um sich dann vor Beginn eines dauerhaften Lehrverhältnisses wieder problemlos von ihnen zu trennen, so Pfister.

Dieser Verdacht werde auch durch eine Untersuchung im Gastgewerbe unterstützt, wonach 33 Prozent aller Lehrverhältnisse innerhalb der Probezeit wieder gekündigt wurden.

Mehr Lehrstellen

Um wirklich die akute Lehrstellenknappheit zu verbessern, fordert die GPA-Jugend die Wirtschaft auf, wieder mehr Lehrstellen anzubieten. Nur so könne man mittelfristig den jetzt drohenden Fachkräftemangel effektiv bekämpfen.

Der Wiener ÖAAB-Landesgeschäftsführer Alfred Hoch kritisiert in einer Aussendung die mangelnde Bereitschaft vieler Unternehmen, Lehrlinge auszubilden. Es sei bekannt, dass viele Betriebe lieber fertig ausgebildete Arbeitnehmer einstellen, als junge Menschen selbst im dualen Ausbildungssystem auszubilden.

Bartenstein: " Frage der Kontinuität"

Auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) spricht sich gegen eine Verlängerung der Probezeit bei Lehrlingen aus. Erst vor wenigen Jahren sei es zu einer Verlängerung von zwei auf drei Monate gekommen, so Bartenstein.

Es sei eine Frage der Kontinuität, diese Bereiche nicht alle paar Jahre zu ändern. "Es besteht eben ein Unterschied zwischen einem Ausbildungsverhältnis und einem regulären Dienstverhältnis", so der Wirtschaftsminister am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien.

"Jugendlichen sollen immer eine Chance haben"

Der Kündigungsschutz von Lehrlingen sollte laut Bartenstein generell so geregelt werden, dass die Jugendlichen "immer eine Chance haben". Dazu könnte das um 500 neue überbetriebliche Ausbildungsplätze erweiterte Auffangnetz für Jugendliche mit besonderem Betreuungsbedarf dienen. Wenn ein Jugendlicher für ein Unternehmen nicht mehr zumutbar ist, könnte er dort weiter unterstützt und zu einem positiven Lehrabschluss gebracht werden. (APA)