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Foto: APA/Harald Schneider
Wien - Mit Kleiber sei der "größte lebende Dirigent von uns gegangen", meinte Staatsopern-Direktor Ioan Holender. Damit werde auch "mein größter Wunsch für die Wiener Staatsoper, nämlich die Rückkehr Carlos Kleibers, zu Grabe getragen", so Holender. Der Verlust für die Musikwelt sei "schon seit Jahren enorm", da Kleiber schon lange nicht mehr dirigiert hatte. Der Grund hierfür sei gewesen, dass "Kleiber in der Kunst das gesucht hat, was niemand findet: Das Absolute". Der von Kleiber dirigierte "Rosenkavalier" an der Wiener Staatsoper bleibe "eine unerreichte Marke an diesem Haus".

Hellsberg: "Ein echter Grenzgänger"

Carlos Kleiber war ein "echter Grenzgänger", der Ansprüche gestellt hat, die "eigentlich nicht zu erfüllen waren", betonte der Vorstand der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg. Musikalisch habe es eine "ganz tolle Zusammenarbeit" mit den Wiener Philharmonikern gegeben. Kleiber sei im Stande gewesen, bei Orchestern die Bereitschaft zu wecken, "über das Limit hinauszugehen", es jedoch zuweilen nicht verstanden, Vertrauen für kommende Aufgaben zu vermitteln.

"Man muss als Orchester schon das Gefühl haben: Wir sind über das Limit hinausgegangen, und es war gut." Dieses Lob "gab es bei Kleiber nicht mehr", so Hellsberg, der jedoch betonte: Kleibers "Schwierigkeit" dürfe man "ja nicht mit Allüren verwechseln. Sein Verhalten nach außen war der Seismograph dessen, was sich in seinem Inneren musikalisch abgespielt hat". Kleibers Sensibilität sei "auch in anderen Lebensbereichen deutlich zu sehen" gewesen.

Mailath-Pokorny: "Jede Vorstellung war ein Ereignis"

Der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) betonte in einer Aussendung: "Carlos Kleiber war einer der bedeutendsten und gefeiertsten Dirigenten der Gegenwart. Jede Vorstellung war ein Ereignis". Vor allem mit seinem letzten legendären Neujahrskonzert (1992, Anm.) habe Kleiber "neue Maßstäbe gesetzt und wird auch damit unvergesslich bleiben. Die Musikwelt hat es stets sehr bedauert, dass er sich rar gemacht und sich vom öffentlichen Musikleben zurückgezogen hat. In Wien hätten wir ihn gerne öfter gesehen und gehört", so Mailath-Pokorny.

Morak: "Nobler und empfindlicher Absolutist"

Als "noblen und so empfindlichen Absolutist" unter den Dirigenten, der immer wieder neue Maßstäbe setzen konnte, würdigte Kunststaatssekretär Franz Morak (V) den verstorbenen Carlos Kleiber. Der Österreicher und Weltbürger habe ein "faszinierendes Künstlertum vorgelebt: die Leidenschaft für die Perfektion und eine Hingabe, wie sie Thomas Bernhard in seinen Künstlerdramen mitempfunden hat", so Morak in einer Aussendung. "Kleiber war ein großer Empfindsamer, ein großer Unangepasster, ein großer Dirigent".

Bundespräsident Fischer: "Geradezu unerreichbare Einfühlsamkeit"

"Mit großer Betroffenheit" reagierte Bundespräsident Heinz Fischer am Montag auf den bekanntgewordenen Tod des Dirigenten Carlos Kleiber. Er habe "sowohl bei den Musikexperten wie auch in der breiten Öffentlichkeit zu den bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts" gezählt.

Mit seiner "geradezu unerreichbaren Einfühlsamkeit in jedes Orchester sowie seinen eigenwilligen Interpretationen" habe er in aller Welt Triumphe gefeiert. Millionen Menschen seien die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, die er 1989 und 1992 in Wien dirigierte, "noch lebhaft in Erinnerung", so das Staatsoberhaupt. (APA)