Wien - "Im Prinzip" sei die Marktwirtschaft ja eine gute Sache, ebenso die Freiheiten in der EU - aber gerade in seinem Bereich würde dieses hehre Prinzip zu einer Beeinträchtigung des Gesundheitssystems führen, sagt Herbert Cabana, der Präsident der Apothekerkammer. Und doch bekennt er sich zum Sparen - immerhin fünfmal sind in den letzten Jahren die in die Arzneimittelpreise eingerechneten Spannen gesunken.

Und der nächste Kostendämpfer ist bereits paktiert: Gesundheitsministerium, Hauptverband, Ärzte und Apotheker haben sich darauf verständigt, den Anteil der Generika an den gesamten verschriebenen und von den Krankenkassen bezahlten Medikamenten zu verdoppeln.

Zwischen 25 und 35 Millionen Euro pro Jahr könnten eingespart werden, wenn nicht jedes zehnte, sondern jedes fünfte verschriebene Medikament eine (wirkungsgleiche) Nachahmung wäre. Den Patienten (die teilweise fürchten, eine schlechtere Versorgung zu bekommen, wenn sie nicht mehr mit "Markenmedikamenten" behandelt werden) soll mit einer Kampagne klar gemacht werden, dass Generika gleich gut sind.

Schon jetzt sind eine Million Generika mehr in den Apotheken eingelagert als noch vor zwei Jahren.

Cabana erklärte dem STANDARD, dass die Apotheker den Sparplänen im Interesse des Gesundheitssystems zugestimmt haben - und da habe eben die Apotheke eine besondere Bedeutung: In zwei von drei Fällen gehe mit der Abgabe eines Medikaments ja ein Beratungsgespräch durch einen akademisch ausgebildeten Pharmazeuten einher.

Dieses Niveau sei aber bedroht, wenn die Dienstleistungsrichtlinie der EU für Apotheken Geltung bekomme: "Eine falsch verstandene Marktwirtschaft kann doch nicht das Ziel sein. Stellen Sie sich vor, Sie hätten wahnsinnige Schmerzen - da haben Sie keine Zeit, den Markt nach dem günstigsten Angebot abzuklopfen, da zahlen Sie im Moment jeden Preis."

Vorausgesetzt, es gibt überhaupt die Möglichkeit, ein Medikament zu bekommen - "denn der Markt sorgt nicht dafür, dass flächendeckend rund um die Uhr eine Apotheke offen hat", sagt Cabana.

Daher will er das bestehende System erhalten - es sei ja auch im Interesse der Gesundheit der Patienten, dass Medikamente, "die im besten Fall wirkungslos, im schlechtesten Fall aber giftig sind", nicht einfach über Internet-Versandhandel oder (wie teilweise im Ausland) von schlecht ausgebildeten Hilfskräften vertrieben werden dürfen. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 20.7.2004)