Wien - Die Musikwelt trauert um den Dirigenten Carlos Kleiber. Kollegen und Kritiker würdigten den Musiker am Dienstag als "einsamen Giganten" und als "Ausnahmeerscheinung".

Der italienische Dirigent Riccardo Muti nannte den Tod seines Kollegen einen "Verlust für die Musik". "Sein Tod (...) ist der Tod eines Giganten, eines einsamen Giganten. Er war ein äußerst wertvoller Freund, den ich oft um Rat gefragt habe", sagte Muti. "Jede seiner Interpretationen war unberechenbar, neu, voller Elemente, die uns geradezu überwältigten."

"Ausnahmeerscheinung in jedem Sinne des Wortes"

Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas, sprach von einer "Ausnahmeerscheinung in jedem Sinne des Wortes". Selbst unter seinen Dirigenten-Kollegen sei Kleiber als der wichtigste Dirigent der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anerkannt gewesen.

Der Leiter der Salzburger Festspiele Peter Ruzicka sah die überragende Qualität des Dirigenten in dessen vergleichsweise begrenztem Repertoire begründet: "In der Konzentration liegt das Geheimnis". Kleiber habe ein Werk bei jeder Interpretation neu entdeckt. Und Star-Regisseur Franco Zeffirelli erinnerte sich: "Mit ihm zu arbeiten, war eine Freude. Mir ist nie etwas Unangenehmes mit ihm passiert. Er hat mich von Anfang an mit Vertrauen und Freundschaft geehrt."

"Nun ist er abgetreten, wie er gelebt hat"

Der vor der Öffentlichkeit zunächst lange verborgene Tod des Dirigenten entspricht für die Feuilletonisten der überregionalen Zeitungen dem zurückgezogenen und geheimnisumwitterten Leben des exzentrischen Musikers, der sich stets rar gemacht hat. Der Verweigerer Kleiber hatte sich dem Musikbetrieb weit gehend fern gehalten und keine Interviews gegeben. "War er (zu Lebzeiten) überhaupt noch unter uns", fragte die "Frankfurter Rundschau" am Dienstag. "Nun ist er abgetreten, wie er gelebt hat", hielt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" fest. Kleiber schien "unserer Welt schon lange abhanden gekommen" zu sein, hieß es in der "Süddeutschen". (APA/dpa)