Wien - Energie-Regulator Walter Boltz sieht für massive Strompreiserhöhungen, wie sie Verbund-Chef Hans Haider wegen der steigenden Ölpreise angekündigt hat, keinen Anlass. Haider hatte diese Woche erklärt, Strom könnte ab Herbst um 25 bis 30 Prozent teurer werden, wenn das derzeit hohe Ölpreisniveau von gut über 40 Dollar anhält.

Stark zeitverzögert und milde

Boltz betonte demgegenüber in der Freitag-Ausgabe des "WirtschaftsBlatt", Öl habe auf den Strompreis "nur bedingt Auswirkungen. Die steigenden Ölpreise schlagen sich nur stark zeitverzögert und gemildert auf die Stromkosten nieder."

Für realistisch hält der E-Control-Chef vielmehr für heuer lediglich Preissteigerungen im einstelligen Prozentbereich. "Gegen alles darüber hinaus" spreche das Marktumfeld. "Die Großhandelspreise (bei Strom, Anm.) sind nicht höher als 2003." Anders als im Vorjahr seien die Voraussetzungen für Wasserkraft in Österreich wie in Deutschland gut. "Die thermische Erzeugung funktioniert, ebenso die Windkraft."

Gute Voraussetzungen für Wasserkraft

Ziehe der Ölpreis an, würden europäische Versorger teurere Energieträger wie Gas und Kohle wählen. Vor allem der Preis für Kohle sei in den vergangenen eineinhalb Jahren stark gestiegen. Grund seien der steigende Bedarf in Südostasien und höhere Frachtkosten. Dass der Ölpreis aber direkt auf den Strompreis durchschlägt, sei unwahrscheinlich, sagt Boltz. "Die Euro-Dollar-Relation hat hier sicher einen schnelleren Effekt als der Ölpreis."

Für den E-Control-Chef liegt dem Bericht zufolge das Interesse der österreichischen Energieversorger an höheren Preisen auf der Hand: "Ein bisschen etwas Wahres ist natürlich dran. Aber hier wird gern die generelle Stimmung für eigene kommerzielle Interessen genutzt." (APA)