Berlin - In der Debatte über die Höhe von Managergehältern in Deutschland hat sich auch der deutsche Bundespräsident Horst Köhler für deren Offenlegung ausgesprochen. "Die Vorstandsbezüge aller Aktiengesellschaften sollten offen gelegt werden", sagte Köhler der "Bild am Sonntag". Damit könnten die im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten 30 führenden Unternehmen beginnen. Finanzminister Hans Eichel (SPD) empfahl den Firmen dringend, angesichts der Drohungen mit gesetzlichen Schritten freiwillig ihre Managergehälter offen zu legen. DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun plädierte dafür, Vorstandschefs von Aktiengesellschaften nach dem Ende ihrer Karriere nicht mehr zu Aufsichtsratsvorsitzenden zu bestellen.

Köhler sagte der "Bild am Sonntag", natürlich werde es immer Ungleichheiten bei den Gehältern geben. "Aber von Vorbildern erwarte ich, dass sie Maß und Mitte kennen." Eichel rief die Vorstandsmitglieder von Unternehmen auf, ihre Einkommen freiwillig offen zu legen. "Ich glaube, dass die Unternehmen, die sich gegen eine Veröffentlichung verschworen haben, sich das nicht mehr lange erlauben können", sagte Eichel dem "Spiegel". Wenn die Unternehmen nicht freiwillig handelten, werde ein Gesetz sie dazu zwingen. Für die Großunternehmen mit Bundesbeteiligung wie Post, Telekom und Bahn , versprach er die Veröffentlichung der Vorstandsgehälter, sofern das nicht schon getan werde. Die derzeitige Diskussion gebe es nur, weil "einige den Hals nicht voll kriegen".

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Braun, nannte es nicht zweckdienlich, dass ehemalige Vorstandschefs den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen. Braun sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", eine Trennung von Vorstands- und Aufsichts-Funktionen würde auch die Kontrolle des Managements verbessern. Damit könne verhindert werden, dass Aufsichtsräte und Management einander hohe Gehälter gewährten. Dieser Weg sei jedenfalls einem gesetzlichen Zwang zur Offenlegung von Managergehältern vorzuziehen, sagte Braun.

Der Chef des Pharma- und Chemiekonzerns Altana, Nikolaus Schweickart, kritisierte im "Spiegel" die mangelnde Bereitschaft vieler Dax-Unternehmen, die Grundsätze einer transparenten Geschäftsführung gemäß dem Deutschen Corporate Governance Kodex vollständig anzuwenden. An Vorstandschefs, die ihre Bezüge nicht offen legen, appellierte er, "mehr Offenheit zu wagen und die Sache sehr viel gelassener zu diskutieren".

Abschaffung des Kündigungsschutzes "kein wegweisender Vorschlag"

Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler hat vor einer Abschaffung des Kündigungsschutzes gewarnt. Die völlige Abschaffung sei seiner Meinung nach "kein wegweisender Vorschlag", sagte Köhler der "Bild am Sonntag": "Das Kind sollte nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden."

Die bereits beschlossenen Einschränkungen beim Kündigungsschutz sollten zunächst einmal wirken, bevor erneut verschärft werde, sagte der Bundespräsident. Dennoch müsse über das Thema diskutiert werden, "nicht als Wegfall einer sozialen Errungenschaft, sondern als Chance, Arbeitslose wieder schneller in Arbeit zu bringen." (APA/AFP/Reuters/Red)