Die Keinprechthütte wird vom Alpenverein bewirtschaftet

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Schon vor mehreren Jahrhunderten konnte man unterirdisch den Alpenhauptkamm und die Grenze zwischen der Steiermark und Salzburg passieren, und zwar im Bereich der Zinkwand in den Niederen Tauern. Die Tauerntunnel von Bahn und Straße haben also einen recht alten Vorgänger, dessen Entstehung nicht exakt zu datieren ist, weil man nicht weiß, wann der Bergbau auf Zink, Silber, Kobalt und Blei in diesem Bereich begonnen hat.

Seit der Alpenverein einen der vielen Stollen in der Zinkwand begehbar gemacht hat, ist die Route durch den Berg zu einem Hit geworden, obgleich die Anstiege aus dem Steirischen und dem Salzburgischen ziemlich mühsam sind und man nur schwer eine Runde zustande bringt. Aber auch wenn man auf der Anstiegsroute wieder zurückkehrt, wird diese etwas strapaziöse Bergwanderung zum Erlebnis. Im Stollen finden sich Hinweise auf eine Silberader, der südliche Stollenmund ist als Biwakschachtel ausgebaut. Den Weg in das Salzburgische Knappenkar hat man in den letzten Jahren wegen Steinschlaggefahr zum Teil in den Berg verlegt, doch kann man auf den Abstieg leichten Herzens verzichten, nachdem man vom Stollenmund die prachtvolle Aussicht genossen hat.

Von der Keinprechthütte bis zum Stolleneingang ist die Route nicht markiert, aber ausreichend mit Steinmandln gekennzeichnet, die zur Orientierung ausreichen. Für die Begehung des "ersten Tauerntunnels" braucht man genügend Licht, also mindestens vier Taschenlampen. Der Weg durch den Berg ist nicht sehr lang, höchstens rund 300 Meter, und fast eben. Die Biwakschachtel und die sanitären Einrichtungen fallen langsam dem Schimmel zum Opfer. Der Steig vom steirischen Stolleneingang zum Kamm und zum Gipfel der Zinkwand ist nur schwindelfreien, trittsicheren Wanderern zu empfehlen, denn einige Passagen ähneln einem versicherten Klettersteig. Bei unsicherem Wetter ist von der Wanderung abzuraten, denn bei Nässe wächst im letzten Drittel die Steinschlaggefahr.

Die Route: Man fährt von Schladming/Rohrmoos durch das Obertal bis zur Eschachalm und steigt dann gemütlich auf der roten Markierung in rund zwei Stunden zur malerisch gelegenen Keinprechthütte auf. Dem Wegweiser folgend geht es in sehr steiles Gelände. Man passiert etliche alte Stollen und gelangt schließlich über steiles, rutschiges Terrain zum Stollen. Gehzeit ab Keinprechthütte knapp 1½ Stunden. Für den Weg durch den Berg und zurück ist etwa eine halbe Stunde zu veranschlagen. Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, man braucht vom Stollen bis zur Eschachalm rund 2½ Stunden. (Der Standard, Printausgabe 7./8.8.2004)