"Gönnerhaft"
"Heterosexuelle würden es nicht gerne sehen, würden ausschließlich Homosexuelle ihr Familienrecht gestalten", so der Wiener Rechtsanwalt und "Lambda"-Präsident Helmut Graupner in einer Aussendung. "Ebensowenig werden die homo- und bisexuellen BürgerInnen unseres Landes Entscheidungen über ihre Lebensmodelle akzeptieren, die gönnerhaft ausschließlich von Heterosexuellen gefällt werden".
Gegen "Zivilpakt"
Ablehnend reagiert "Lambda" auf die Forderung der Grünen nach einem "Zivilpakt" (ZIP) für gleichgeschlechtliche Paare. Es sei zwar sehr positiv, wenn die Palette der familienrechtlichen Institute erweitert werde und damit Paare aus mehr Alternativen auswählen können, die Schaffung einer Ehe zweiter Klasse ändere aber nichts an der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare.
Der von den Grünen vorgeschlagene Zivilpakt soll laut "Lambda" nur einen Bruchteil der Rechte und Pflichten der Ehe mit sich bringen und beinhalte vor allem nichts über die Kinder in Regenbogenfamilien. In Österreich wachsen zehntausende Kinder in lesbischen oder schwulen Lebensgemeinschaften auf. Lesbische und schwule Eltern tragen alleine oder in Partnerschaft Verantwortung für die Erziehung und das Wohlergehen ihrer Kinder. Doch noch immer sind diese Regenbogenfamilien Familien zweiter Klasse und werden rechtlich diskriminiert. Auch sie haben im Interesse der Kinder Anspruch auf Rechtssicherheit.
Keine schlechteren Eltern
Lesben und Schwule seien keine schlechteren Eltern als heterosexuelle Menschen, nur weil sie eine andere sexuelle Orientierung hätten. Insbesondere die fehlende Möglichkeit zur Stiefkindadoption (also des leiblichen Kindes des/der PartnerIn) entziehe den Kindern Versorgungsansprüche und sorge für Unsicherheit.
In Europa hätten auch nur zwei Länder das grüne ZIP-Modell gewählt (Frankreich und Luxemburg) während alle anderen Staaten gleichgeschlechtlichen Paaren den Zugang zu den Rechten und Pflichten der Ehe eröffnet hätten.
Auch "Soho" gegen ZIP
Auch der Bundesvorsitzende der Sozialdemokratischen Homosexuellen Initiative ("Soho"), Günter Tolar, erklärte in einer Aussendung am Montag, dass der ZIP für eine rechtliche Absicherung lesbischer und schwuler Paare eindeutig zu wenig sei.
"Die Grünen wollen hier offensichtlich eine 'Ehe light' für Heterosexuelle einführen", vermutet Tolar und forderte die Grünen auf, die Absicherung homosexueller Partnerschaften nicht unnötig mit Familienrechtsreformen zu vermischen. Das wecke nur noch größere Widerstände. "Gerade Frankreich mit seinem PACS (Ziviler Solidaritätspakt) ist ein warnendes Beispiel", führt Tolar weiter aus. Denn Homosexuelle hätten dort durch eine Vermischung "draufgezahlt", das Ergebnis sei eine schlechte Minimallösung.
Der ehemalige ORF-Moderator Tolar verweist im Gegenzug auf das SPÖ-Modell der Eingetragenen Partnerschaft (EP), das den Zugang zu allen Rechten und Pflichten des Eherechts (ausgenommen Adoptions- und Sorgerecht) ermögliche. Dieses Modell habe sich bereits in acht europäischen Staaten durchgesetzt. "Der von den Grünen vorgeschlagene Sonderweg eines Zivilpakts wurde bisher nur von Frankreich und Luxemburg eingeschlagen", heißt es in der Aussendung.
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