Möchtest Du lieber Lungenkrebs, Hautalterung oder den Menschen deiner Umgebung erheblichen Schaden zufügen? Frug mich die großzügige K. und hielt mir 3 Zigarettenpackerln zur Auswahl hin. Wozu leugnen? Ich griff behände über Hautalterung und Lungenkrebs hinweg zu dem Packerl, das der Umgebung erheblichen Schaden zufügt. Die eigene Hautalterung liegt einem doch wirklich ferner als die des Nächsten. Noch ist ja dieses Land nicht so sehr verkommen, dass man niemand anderem mehr Schaden zufügen darf wie in den USA oder in Irland. Wenn man da in einem Wirtshaus anderer Leute Haut altern lässt, endet man hinter Gittern.

Aber man weiß leider nie, was diesbezüglich noch auf einen zukommt. Vielleicht muss ich über kurz oder lang das Lifting anderer Leute bezahlen, die nachweisen können, dass ich in ihrer Umgebung geraucht habe? Ich stelle mir grade vor, dass ich mir im Alter die Finger blutig schreibe für den Wachturm oder Hofer-Prospekte, nur weil ich zum Beispiel Karlheinz Grasser ein Lifting bezahlen muss! Es kann ja sein, dass die Rauchschwaden, die ich ausstoße, bis ins Finanzministerium ziehen. Der Chirurg sieht die Jugendfotos und dann das aktuelle Gesicht, und dann kommt ein Kostenvoranschlag, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als bei Wasser und Brot die Gesamtausgabe des Marquis de Sade ins Niederösterreichische zu übersetzen.

Apropos Wasser: 3 Liter Wasser am Tag sollen ja auch die Hautalterung aufhalten. Schreiben jedenfalls heute alle. Es ist zwar ein Grundrecht der Leute, belogen und betrogen zu werden, jedoch in der Donau-Au, hinter Fischamend, sinkt aufgrund dieses obskuren Heilversprechens seit Jahren der Wasserspiegel. K. und ich fuhren Zille und badeten. Zille und Bäuche streiften dauernd den Grund, weil das Wasser zurückgeht. Wegen der elenden Wassertrinkerei. In der Gemeinde Maria Ellend muss man ein Haus bauen, solange man noch kann, informierte mich K. Solange man was kann, fragte ich. Solange man noch vernünftig sein kann. Der größte Feind der Vernunft ist die sexuelle Hörigkeit, meint K.

Ich stochere nachdenklich in den unheimlichen Wasserpflanzen, die da grün-grauslig durch das klare Wasser schimmern. Welch beredte Allegorie auf das Unterbewusste, das da so vor sich hinwuchert und gerne die Gatten entzweit, die so vernünftig ihre Häuser gebaut und drei Liter Wasser am Tag getrunken haben. Eigentlich wollte ich eh mal wieder über Sex schreiben, aber mir fällt derzeit nur Unfug ein. Ich hab sogar bei Dr. Senger versucht zu spechteln, doch auch die Meisterin scheint ausgebrannt. Sie schrieb lediglich über "Inneres Kind im Urlaub aktivieren". Enttäuschend für meinen aktivierten inneren Päderasten. Ich frage mich jetzt, wie viel Liter Wasser ein inneres Kind im Urlaub braucht. Übrigens viel Glück, nächste Woche. Sie können es brauchen. Ihre Cosima Reif , Zufallskolumnistin (Der Standard/rondo/3/09/2004)