Beschädigt und nicht versichert
Etwa 30.000 Bände aus dem 16. bis 18. Jahrhundert wurden vernichtet, rund 40.000 durch Wasser und Rauch beschädigt. Die Ursache für den Brand, der am Donnerstagabend in der zum Weltkulturerbe gehörenden Bibliothek der Klassikerstadt ausgebrochen war, ist unklar. Das am Freitagmorgen gelöschte Feuer hat auch den berühmten Rokokosaal beschädigt.
Die wertvollen Bestände sind nach Stiftungsangaben nicht versichert. Weiss sagte vier Millionen Euro Soforthilfe des Bundes zu. Das Land Thüringen will bei der Rettung der Bücher ebenfalls helfen.
Wertvolle Bestände
Die 1691 gegründete Bibliothek beherbergt rund eine Million Bücher, darunter die größte "Faust"-Sammlung der Welt. Der Dachstuhl des alten Gebäudes von 1565 wurde am Donnerstagabend fast völlig zerstört. Das Glanzstück, der Rokokosaal, sei stark einsturzgefährdet, sagte der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann. Die Decke musste abgestützt werden.
Rettungsmaßnahmen
Rund 120.000 Bände wurden in Sicherheit gebracht. Die beschädigten Bücher sollen tiefgefroren und ins Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig gebracht werden. Die Deutsche Bibliothek Frankfurt/Main schickte zwei Fachleute nach Weimar. In fünf Wochen hätten alle Bücher in ein neues Tiefenmagazin für 23 Millionen Euro umziehen sollen, das im Februar 2005 eröffnet werden soll.
Am Freitag schwelten noch immer Glutnester in der Bibliothek. Zwei Feuerwehrleute hatten eine Rauchgasvergiftung erlitten. Wegen der Hitze konnten die Brandermittler das Gebäude am Freitag noch nicht betreten. Deshalb sei die Vermutung eines Elektroschadens als Ursache des Brandes nur Spekulation, sagte ein Sprecher.
Sicherheitsmaßnahmen "mangelhaft"
Bibliotheksdirektor Michael Knoche bezeichnete unterdessen die Sicherheitsmaßnahmen als mangelhaft. In der jüngeren Vergangenheit sei nur eine Brandwarnanlage eingebaut worden.
Rund 400 Helfer waren noch am Freitag im Einsatz, um Bücher aus dem Gebäude in Sicherheit zu bringen. Die wertvolle Musikaliensammlung und Teile der Sammlung des ersten Weimarer Bibliothekars Konrad Samuel Schurzfleisch vom Beginn des 18. Jahrhunderts gelten als zerstört. Dagegen konnte die Bibelsammlung mit einer Luther-Bibel von 1534 entgegen ersten Befürchtungen gerettet werden.
Spendenaufrufe
Die Intendantin des Kunstfestes Weimar, Nike Wagner, rief ebenso wie Staatsministerin Weiss zu Spenden auf. Die Mittel für die bereits seit langem geplante Sanierung des Stammhauses der Bibliothek, für die acht bis neun Millionen Euro veranschlagt waren, reichten nicht aus, sagte Weiss.