Apropos Austrokoffer Brief von Friedrich Achleitner an Günther Nenning Sehr geehrter Herr Herausgeber, lieber Günther, danke für Deine beiden Briefe, bzw. Einladungen, am Austrokoffer mitzuwirken. Ich habe einen befreundeten Rechtsanwalt gefragt, ob "Austrokoffer" als Schimpfwort in Wien klagbar ist. Es ist. Aber Spaß beiseite. Mir kommt dieses austriazistische Selbst-auf-die-Schulter-Klopfen eher lächerlich vor. Das Getue von der kulturellen Großmacht scheint mir ein ausgewiesenes Zwergengehabe zu sein, ein unvergorener Rest aus dem Ständestaat, als man mit einer barocken Alpenrepublik nach einer neuen Identität suchte. Noch dazu unter so schulterschlüssiger politischer Patronanz. Alles, was ich literaturisch geschrieben habe, hat nichts mit diesem Geist zu tun. Und wie solltest Du, lieber Günther, von Heimrad Bäcker (der gar nicht vorkommt) bis Oswald Wiener eine Auswahl machen, wo Du doch dieses Geschreibsel, von Deinem Kulturverständnis her, von Herzen verachten müsstest? Ich habe noch keinen anderen Autor/ keine andere Autorin kontaktiert. Jedenfalls möchte ich Dir jetzt schon erklären, dass ich bei diesem Projekt nicht mitmachen werde. Und wenn jemand zu mir "du Austrokoffer" sagt, klage ich ihn. (Friedrich Achleitner, (DER STANDARD, Printausgabe vom 4./5. 9.2004)