Wien - Dass die Implementierung des neuen Uni-Gesetzes (UG 2002) auch eine Prestigesache ist, zeigt sich derzeit gleich an mehreren Schauplätzen der Uni Wien.

Etwa an der neu entstandenen Fakultät für Geowissenschaften, Geografie und Astronomie: Das Dekanat - bisher im Hauptgebäude der Universität am Dr.-Karl-Lueger-Ring angesiedelt - wandert im Zuge der Neustrukturierung (die naturwissenschaftliche Fakultät wurde dabei in fünf kleinere Fakultäten gesplittet) in das Gebäude des Geozentrums in der Althanstraße.

Dort regt sich bei jenen, deren Räumlichkeiten für das neue Dekanat zur Verfügung gestellt werden sollen, Widerstand. Er werde "ohne Vorwarnung mit einer Delogierung konfrontiert" und in seiner Arbeit behindert, beschwert sich beispielsweise der Paläontologe Karl Kleemann. Dekan Wolfram Richter wolle, ungeachtet der Kosten, einen möglichst repräsentativen Amtssitz mit schöner Aussicht für sich vereinnahmen. Es gäbe andere freistehende Räume, verteidigt Kleemann sein Büro.

Man habe die neuen Zimmer des Dekanats nach schlüssigen räumlichen Gegebenheiten ausgewählt, entgegnet Dekan Richter. Bis zum ersten Oktober müsse man übersiedeln - bis dahin sollen auch Ersatzräumlichkeiten für Kleemann und die anderen Betroffenen gefunden werden.

Ähnlich ist die Situation an der neu geschaffenen Fakultät für Chemie: Dekan Peter Schuster meint, den Widerstand gegen die künftige Raumaufteilung "muss man auflösen". Allerdings: "Die Zentralverwaltung lässt uns da völlig im Stich."

Noch Ende September will er eine Entscheidung über die Raumrochaden fällen, würden diese nicht akzeptiert, "muss man sich einen neuen Dekan suchen". Ungenutzte Flächen habe man jedenfalls genug - etwa im Keller.

Christian Noe, als designierter Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften Vorstand der größten aus den Naturwissenschaften entstandenen Einzelfakultät, sieht die Problematik auch auf der anderen, also der Dekanatsseite gegeben. Dort herrsche "eine gewisse Nostalgie", da man aus dem Zentrum der Universität "in die Peripherie" gehen müsse. Bei der Übersiedlung stelle er eine "stark emotionale Komponente" fest. (Karin Moser/DER STANDARD, Printausgabe, 6.9.2004)