"Kaufhemmung" wurde den Österreichern kürzlich im ORF attestiert, wobei eine Umfrage der OGM, laut der 53 Prozent heuer mehr sparen wollen als im Vorjahr, die Basis war. Mit rund 8,3 Prozent ist die Sparquote heuer zwar nicht höher als im Vorjahr, solche Umfrageergebnisse spiegeln aber Verunsicherung wider. Diese drückt sich auch in den Halbjahreszahlen des heimischen Einzelhandel aus, der ein reales Umsatzminus von rund einem Prozent auswies, das sich im Gesamtjahr allerdings ins Plus drehen könnte, weil vor allem lange nicht gekaufte langlebige Güter (Möbel und Elektronik) Aufwind spüren, so das Institut für KMU-Forschung. "Die Aussichten auf Verbesserung sind gut", formuliert deren Geschäftsführer Peter Voithofer.

Realeinkommen sinken

Die Statistik belegt allerdings auch dumpfe Gefühle, wonach weniger im Geldbörsel bleibt: Der Tariflohnindex ist um 1,9 Prozent gestiegen, die Inflation liegt bei 2,3 Prozent - also sinken derzeit die Realeinkommen, auch die Arbeitslosigkeit steigt weiter.

Gleichzeitig häufen sich jetzt auf makroökonomischer Ebene die Anzeichen für ein Verflachen des Aufschwungs, den zuletzt sowohl die heimische Industrie mit besonders guten Aufträgen als auch das Gewerbe mit gutem zweiten und dritten Quartal bestätigt hatten. "Die Ölpreise", schreibt das Kieler Institut für Weltwirtschaft am Mittwoch, dürften zu einer Abschwächung der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr führen. Die Volkswirte der BA-CA hatten zuletzt den Konjunkturhöhepunkt im zweiten Halbjahr mit darauf folgender Abflachung errechnet.

Quälende Frage

Die internationalen Banken waren sich im Juli und August über die Stärke des globalen Wirtschaftsaufschwungs nicht mehr einig, schreibt auch die BIZ, die als Zentralbank der Notenbanken fungiert. Ist der Aufschwung vorbei, bevor er noch so richtig spürbar wurde? Diese quälende Frage zeigt sich auch an den hohen Cash-Beständen der Fondsindustrie und den richtungslosen Börsen. (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2004)