Wien - "Ich lasse mir doch nicht mein Werk stehlen": Mit diesen Worten begründete am Montag mit Anna Mitgutsch eine weitere österreichische Autorin ihre Absage an den "Austrokoffer". Mitgutsch habe ihre Teilnahme an Günther Nennings umstrittener Literatur-Jubiläumsedition abgesagt, da dort keine Auszüge, sondern ein ganzes Werk ("Abschied von Jerusalem") von ihr publiziert werden sollte. "Ich schenke doch niemandem ein ganzes Buch. Das ist mein Kapital", so Mitgutsch. Nach Angaben der IG Autorinnen Autoren wollen sich auch Gert Jonke, Gerhard Rühm und die Autoren des Haymon Verlages nicht in den "Austrokoffer" packen lassen.

Nicht nur Autorenliste, auch Projekt-Homepage wandelt sich stetig

Ebenso unter steter Veränderung wie die geplante Autorenliste ist die Homepage des Projektes, das in den vergangenen Tagen mehrere Autorenabsagen und teils vehemente Kritik hinnehmen musste. Derzeit wird dort auch der IG Autorinnen Autoren, dessen Leiter Gerhard Ruiss federführend bei der Kritik am "Austrokoffer" ist, für die "Zurverfügungstellung wichtiger Informationen, Anregungen und Kritik" gedankt. "Damit ist eine kritische Kooperation zustandegekommen, die für das weitere Gedeihen des gewaltigen Werkes wesentlich ist", heißt es. Ruiss betont daraufhin in einer Aussendung: "Diese Angaben bedeuten nicht, daß die IG Autorinnen Autoren die Anliegen der Projektbetreiber des 'Austrokoffers' vertritt, sie bedeuten vielmehr, daß das Projekt erst jetzt entdeckt hat, daß es ein Literaturhaus und eine Berufsvereinigung der Autor/inn/en gibt, die über alle für ein solches Projekt benötigten Informationen verfügen und sie auf Anfrage selbstverständlich auch gerne zur Verfügung stellen."

Literaturhäuser und AutorInnenversammlungen fordern Projektstopp

Am Freitag hatten das Literaturhaus Salzburg, das Literaturhaus in Wien, das Literaturhaus Graz, das Literaturhaus am Inn, das Unabhängige Literaturhaus Niederösterreich und die Grazer AutorInnenversammlung/Salzburg in einer gemeinsamen Aussendung "die Auftraggeber des fehlgestarteten Projekts" aufgerufen, "es sofort zu stoppen - und unter anderen Voraussetzungen und Bedingungen neu zu starten."

Bereits auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober soll "Austrokoffer" präsentiert werden

Der "Austrokoffer" soll auf der Frankfurter Buchmesse (6. bis 10. Oktober) präsentiert werden, noch bevor am 30. Oktober die urheberrechtlichen Verhandlungen abgeschlossen sein sollen, heißt es auf der Homepage. Geplanter Termin der Fertigstellung ist der 31. Jänner 2005. "Die Texte des Austrokoffers werden sämtlich in der 'alten' Rechtschreibung publiziert", heißt es auf der Homepage, auf der sich übrigens kein Hinweis mehr auf die "Neue Kronen Zeitung" findet, "Der Austrokoffer und alle Kulturmenschen sind gegen die Schlechtschreibreform!" In einem Autoren-Brief hatte Ueberreuter-Geschäftsführer Fritz Panzer zu dem Thema angemerkt: "Abgedruckt wird die Schreibweise in der zuletzt veröffentlichten Ausgabe." (APA)