Wien - Bauten in Bukarest. Das landläufige Bild davon ist in düsteren Grautönen gehalten. Eine neue Ausstellung im Wiener Ringturm erfüllt dieses Vorurteil nur formal: Der heutige Zustand der mehr als 50 hier präsentierten Gebäude wird in Schwarz-Weiß-Fotografien des Luxemburger Fotodesigners Pierre Levy gezeigt. Und tatsächlich sind viele davon in keinem gutem Zustand. Doch der Fokus von "Architektur in Bukarest 1920 - 1945" liegt auf den Architekten und ihren planerischen Leistungen.

"Paris des Ostens" wurde Bukarest zeitweise genannt, und die Moderne hinterließ in zahlreichen Bauwerken ihre Spuren im Stadtbild. Zu sehen sind Fotos, Pläne und teilweise Modelle von Villen und Wohnhäusern, Fabriken und Bahnhöfen, Hotels, Regierungspalästen oder Kinos. Als Ausstellungskatalog dient ein von der Brasilianerin Ana Gabriela Castello Branco dos Santos und der Rumänin Horia Georgescu im Salzburger Verlag Anton Pustet herausgebrachter Architekturführer durch die Moderne in Bukarest.

Drei Namen stehen im Mittelpunkt: Marcel Iancu (1895-1984), der zunächst als Maler im Umfeld der Zürcher Dadaisten bekannt wurde, ehe er sich nach der Rückkehr in seine Heimat der Architektur zuwandte und zahlreiche moderne Wohnbauten schuf; Horia Creanga (1892-1943), der zur Leitfigur einer Architekturbewegung wurde, die innerhalb der europäischen Moderne einen eigenen Ausdruck suchte, und für die rumänische Industriearchitektur Bedeutendes geschaffen hat; Duiliu Marcu (1885-1966), der mit großen, multifunktionalen Bauten und luxuriösen Wohnhäusern das Stadtbild mitgeprägt hat.

Ob diese Namen einem nach Besuch der Ausstellung ebenso im Gedächtnis bleiben wie jene der ebenfalls aus Rumänien gebürtigen Künstler Constantin Brancusi, Tristan Tzara oder Eugene Ionesco - wie der die Ausstellung mitbetreuende Münchner Architekturhistoriker Winfried Nerdinger hofft -, muss zwar bezweifelt werden. Zum Schließen von Wissenslücken eignet sich die bis zum 12. November geöffnete Schau jedoch allemal. (APA)