Wien - Optimistische Töne zur Situation am heimischen Lehrstellenmarkt kamen heute von WKÖ-Präsident Christoph Leitl. Die Lehrstellenlücke zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Stellen habe sich per Ende August um 762 oder um 11,3 Prozent auf 5.970 fehlende Lehrstellen verringert.

Gleichzeitig haben die eingelangten Lehrverträge um 2,0 Prozent auf 34.225 zugenommen. Rechnet man die 746 Lehrverträge in der integrativen Berufsausbildung dazu, habe der Zuwachs sogar 4,2 Prozent betragen, gab Leitl am Donnerstag vor Journalisten bekannt.

Nach WKÖ-Berechnung waren Ende August 12.096 Jugendliche auf Lehrstellensuche, davon waren 8.896 sofort verfügbar, rund 3.200 waren im Auffangnetz. Die Zahl der Lehrstellensuchenden habe um 883, die der offenen Stellen um 120 abgenommen.

Schulungen nicht mitgerechnet

Den Unterschied zu den kürzlich von Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel veröffentlichten Zahlen, wonach 16.879 Jugendliche eine Lehrstelle suchen, erklärt die WKÖ damit, dass in den AK-Berechnungen auch die 4.754 in Schulung befindlichen Jugendlichen enthalten seien. Zu dieser Gruppe zählen aber allgemein Arbeit suchende Jugendliche, die nicht zwingend eine Lehrstelle wollen.

Während Tumpel erst kürzlich wieder eine Aufstockung des Auffangnetzes zur Jugendausbildung von derzeit 7.800 auf 9.000 Plätze verlangt hat, sieht Leitl keinen aktuellen Handlungsbedarf.

Das Auffangnetz des Arbeitsmarktservice (AMS) mit 7.800 Plätze für 2005 sei richtig dimensioniert, für jeden Jugendlichen stehe ein Angebot bereit. Zwei Drittel der Jugendlichen aus den Auffangnetzen konnten bisher in Lehrstellen vermittelt werden.

Leitl mit Lehrstellenberatern zufrieden

Zufrieden zeigte sich Leitl mit den WKÖ-Lehrlings-Aktionen. Den derzeit 13 Lehrstellenberatern gelang es von Anfang Juni bis Ende August insgesamt 1.600 Betriebe zu kontaktieren. Das Ergebnis seien 565 zugesagte Lehrstellen und 200 neue Lehrbetriebe gewesen.

Auf der gemeinsamen Lehrstellenbörse von WKÖ und AMS werden derzeit rund 2.500 offene Lehrstellen angeboten. Bewährt habe sich auch die vor einem Jahr ins Leben gerufene integrative Berufsausbildung für lernschwache und behinderte Jugendliche, so Leitl. Per Ende August wurden 746 Ausbildungsverträge abgeschlossen, weitere 500 sollen geschaffen werden.

Mehr Entfernungsbeihilfe

Mit einer Erhöhung der Entfernungsbeihilfe von derzeit maximal 183 Euro auf 250 Euro soll künftig die Mobilität von Lehrlingen stärker gefördert werden, da es trotz bundesweitem Lehrstellenmangel vor allem im Fremdenverkehr viele unbesetzte Lehrstellen gebe. Die Verschärfung der Lehrstellensituation in Wien sei auch darauf zurückzuführen, dass 22,4 Prozent der Lehrlinge in Wien ihren Hauptwohnsitz in einem anderen Bundesland haben.

Forciert werden sollten weiters Lehrwerkstätten und praxisorientierte Lehrberufe sowie Ausbildungsverbünde für Betriebe, die ein Lehrlingsberufsbild nicht vollständig abdecken. (APA)