Am Mittwoch fand im WUK die letzte Ausgabe der "Sommerphettspiele" statt: Hermes Phettberg lud unter anderem den "Krone"-Mitarbeiter und "Austrokoffer"-Herausgeber Günther Nenning ein. Hier der Talk – gekürzt und geordnet.

Phettberg: Du hast einmal geschrieben, dass der Genet a alter Depp ist.

Nenning: Das hab' ich geschrieben?

Phettberg: Ja, ganz fett auf der Titelseite des Neuen Forums!

Nenning: Ich kann mich dran nicht erinnern. Aber jetzt bin ich recht gut mit ihm.

Phettberg: Wieso? Der Genet ist tot!

Nenning: Aber das ist doch nicht wahr!

Phettberg: Der Jean Genet ist tot, mausetot!

Nenning: Ach, ich hab' das verwechselt, ich hab' an den Jeannée gedacht.

Phettberg: Du bist echt der Verkommenste: Du denkst an den Michael Jeannée!

Nenning: Red' ma was G'scheiteres!

Phettberg: Du warst doch, bevor das profil gegründet wurde, die einzige intellektuelle Hoffnung Österreichs. Wir haben dich glühend geliebt. Und jetzt schreibst du Mittelscheiß! Mittelscheiß!

Nenning: Sagst noch ein paar Mal Scheiße? Oder scheiß uns gleich was vor!

Phettberg: Sag, kannst du machen, dass ich auch einikomm' in den "Austrokoffer"?

Nenning: Warum denn nicht!

Phettberg: Nein – das war eine Blödelei!

Nenning: Aber nein, warum denn nicht?

Phettberg: Nein! Nein! Nein! Ich will nicht in den Koffer! Bitte, gib die Krone-Kolumne auf, und lass den Koffer scheitern! Wenn die Jelinek, die Gerstl nicht in den Koffer wollen, was soll dann der Koffer?

Nenning: Das ist doch ein viel größeres Projekt! Da sind die hervorragendsten Literaten von Österreich drin. Minus Jelinek. Das halten wir doch aus!

Phettberg: Minus, minus!

Nenning: 135 Autoren – und a paar sind weg. Außerdem: Ich telefonier' herum, dass ich die wieder einfang'. Pro Tag ist meine Quote zwei bis drei. Nach ein paar Wochen hab ich sie wieder. Bei der Jelinek ist es nämlich so: Der Letzte, der sie anruft, gewinnt. Und ich war der Vorletzte: "Ja, Günther, natürlich, das mach' ich für dich!" Und dann ist der Ruiss gekommen.

Phettberg: Du anerkennst unter keinen Umständen, dass sich die alle dagegenwenden?

Nenning: Natürlich anerkenne ich das. Ein Schriftsteller ist frei! Und er kann g'scheit oder deppert sein oder wie immer. Und ich hab' hinter mir ausgezeichnete Leute, den Schindel und die Kerschbaumer, die sind jetzt Mitherausgeber.

Phettberg: Aber wenn die Literaten sagen: Das ist eine Anerkennung dieser unerträglichen Regierung!

Nenning: Wenn man gute Literatur unters Volk bringt, ist mir doch scheißegal, was das für eine Regierung ist!

Phettberg: Ha! Du hast a des Tourette-Syndrom!

Nenning: Nein, ich versuch' mich nur anzupassen.

Phettberg: Du musst doch einsehen: Der Regierung wegen muss es eine strikte Verfeindung mit ihr geben!

Nenning: Das kannst du doch den Literaten nicht sagen: Die leben alle von der Regierung: Es gibt kein literarisches Projekt, das nicht vom Staat gefördert wird!

Zuschauer: Blödsinn! Es gibt genügend Projekte, die selbstverwaltet sind und selbstfinanziert, die sich nicht davon abhängig machen, dass ihnen die Regierung Geld gibt. Die sich nicht davon abhängig machen, rassistische Artikel zu schreiben ... Als ein Mensch, der keine weiße Hautfarbe hat, höre ich tatsächlich diese rassistischen Sprüche: Dafür sind Sie mitverantwortlich.

Nenning: Du bist a junger Mensch, du hast ein Recht auf deine Meinung. Ich sag' drauf gar nichts.

(Großer Unmut im Saal. Nenning sagt trotzdem nichts.) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.9.2004)