Wien - Die Österreichische Stromlösung hätte bereits Anfang 2003 operativ tätig werden sollen. Nachdem Pläne über eine gemeinsame Wasserkraft-Tochter von Verbund und der deutschen E.ON gescheitert waren, war damals eine "Austro-Stromehe" besiegelt worden.

Verkauf als Voraussetzung

Da der Verbund jedoch rund 60 Prozent seines Umsatzes im Ausland erzielt, hatte sich auch die EU-Kommission in die kartellrechtliche Prüfung eingeschaltet. Mit dem Verkauf der Großkundengesellschaft APC (Austrian Power Vertriebs GmbH) an den slowenischen Mischkonzern Istrabenz war für den Verbund der Weg frei, sich an der "Ösl" - so das brancheninterne Kürzel - zu beteiligen. Die Abgabe eines Teils des Großkundengeschäfts durch die Partner war eine wesentliche Auflage der Brüsseler Wettbewerbshüter für die Genehmigung gewesen.

Im Juni 2002 war die Energie Allianz geschaffen worden, die von Partnern und Politik bereits damals als "historische Gründung" bezeichnet wurde. Darin sind sechs Energiedienstleister (Begas, Bewag, EVN, Energie AG, Linz AG und Wien Energie) zusammengefasst, die ihre Handels-und Vertriebsaktivitäten über die Energie Allianz abwickeln wollten. Ergänzt sollte diese Teilfusion durch eine gemeinsame Kraftwerkseinsatzplanung und -steuerung werden. Die Stromnetze und die Kraftwerke sollten aber weiter getrennt geführt werden.

Scharfe Kritik

Die Energie Allianz in dieser Konstellation - also ohne Verbund - deckt 72 Prozent der Strom- und rund 85 Prozent der österreichischen Gaskunden ab.

Mit den heuer einsetzenden Strompreiserhöhungen kam es zu scharfer Kritik an der Allianz. So hatte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl Anfang September erklärt, die Strommarkt-Liberalisierung in Österreich sei gescheitert. Durch die Zusammenarbeit mehrerer Stromversorger sei es nämlich zu einem "monopolartigen Gebilde", einer "Re-Monopolisierung", gekommen; die Strompreise seien überhöht. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.9.2004)