Istanbul - Eine schwangere Frau in der Türkei ist nach Presseberichten von ihrer eigenen Familie getötet worden, weil sie durch ihre außereheliche Schwangerschaft gegen die "Familienehre" verstoßen hatte. Die 22-jährige Gülseren Artuk aus dem südosttürkischen Ceylanpinar an der Grenze zu Syrien sei nach Erkenntnissen der Polizei von ihrem 16-jährigen Neffen mit drei Pistolenschüssen getötet worden, berichteten mehrere türkische Zeitungen am Mittwoch übereinstimmend.

Der mutmaßliche Täter habe sich der Polizei gestellt und den "Ehrenmord" auf sich genommen; er wurde zusammen mit drei Brüdern des Opfers festgenommen. Den Berichten zufolge hat die Polizei den Verdacht, dass nicht der 16-Jährige der Täter war, sondern einer der Brüder.

Die Familie habe den Tod der unverheirateten Gülseren beschlossen, weil sie ein Kind erwartete, berichtete die Zeitung "Hürriyet". ÄrztInnen hätten bei der Autopsie der Leiche festgestellt, dass die junge Frau im fünften Monat schwanger war. Besonders in ländlichen Gegenden der Türkei werden nach wie vor Frauen von ihrer eigenen Sippe umgebracht, um die "Familienehre" wiederherzustellen. Bisher können "Ehrenmörder" vor Gericht sogar mit Strafnachlässen rechnen. Dies soll sich durch eine Gesetzesänderung im Rahmen der Strafrechtsreform ändern, deren Verabschiedung jedoch vergangene Woche im türkischen Parlament scheiterte. (APA/AFP)