Silbrig glänzend, golden, mit Bronzelack überzogen, einmal auch in leuchtendem Gelb stehen rund dreißig Skulpturen in dem Museumsbau im Schlossareal von Herberstein, der am Sonntag mit viel Politprominenz eröffnet wird. Ein Museum ist es nur dem Namen nach. Durch die dünne Plastikhaut des Neubaus dringt regelmäßig von nebenan das Geschrei der Vari-Äffchen hinein. Im Altbau, einem rund 350 Jahre alten Tennengebäude, ist dem Besucher zwar weniger präsent, dass er sich inmitten eines Tierparks befindet, aber das imposante offene Gebälk lässt die nun wirklich nicht kleinen Skulpturen zu einem Gewusel schrumpfen, das sich erst bei näherem Hinsehen als Kunst behaupten kann. Es könnten auch Melkmaschinen sein oder die Abfüllanlage eines Winzers, die hier Unterschlupf gefunden haben. Diese Scheune mit ihren aus Ziegelgittern gemauerten Fenstern hat schon viel gesehen. Jetzt sind es eben Skulpturen statt Stroh oder Futtermitteln, die hier mehr ab- als aufgestellt wurden. All das unterscheidet dieses Museum von einem Museum. All das trägt dazu bei, dass es ein sehr besonderer Ort ist, einer, an dem die Skulpturen regelrecht "heimgekehrt" erscheinen, auch wenn die Verbindung von Gironcoli zu Herberstein erst anlässlich der Museumsplanungen geknüpft wurde.
Herberstein gibt sich alle Mühe, ein "moderner" Tierpark zu sein, unter anderem mit einem Terrassengarten von Maria Auböck, aber die Idee der höfischen Kunst- und Wunderkammer, die eben auch lebendiges Exotisches umfasst, passt ganz hervorragend zur wundersamen Welt von Gironcolis Skulpturen. Dass die Geschichte ein bisschen anders verlief, da der gräfliche Zoo erst in den 1960er-Jahren seine Bestände um Tiere anderer Kontinente erweitert hat - wen kümmert's? Die Fremdartigkeit der Lebewesen und die von Gironcolis Skulpturen, die außer von technischem Gerät auch von allerhand Fabelwesen bevölkert werden, miteinander in Verbindung zu bringen, war eine mutige Entscheidung. Die Kombination Tierpark und Museum hätte leicht danebengehen können. Dass sie gelungen ist, liegt auch an dem schmalen Riegel, den Hermann Eisenköck dem mächtigen Stall zur Seite gestellt hat. Dem Architekturpuristen wird vielleicht eine Spur zu gefällig erscheinen, wie Eisenköck eine auf Betonstützen ruhende, mit Kunststoffplatten verkleidete Kiste neben die Scheune gestellt hat. Da wird ein Schweben angedeutet, dann aber breitbeinig abgefangen, werden Details ganz auf der sichereren Seite gelöst. Aber andererseits war der Kostenrahmen mit drei Millionen Euro eng bemessen, so eng, dass Eisenköck auf Teile seines Honorars verzichtete, wie auch viele Firmen sich bereit erklärten, ihre Leistungen zu Sponsorenpreisen zu erbringen. Daher wurde auf Experimente verzichtet, und man hat lieber ein paar Bleche mehr angeschraubt als zu wenige, um die Haut aus Doppelstegplatten an den kritischen Stellen vor dem Regen zu schützen.
Eisenköck ist seit Jahren der Büropartner von Günther Domenig, verwirklicht aber auch eigene Projekte. Er ist der ökonomisch denkende Teil des Gespanns, der Organisator und in der Kunstszene gut verankerte "Netzwerker". Dass die Sammlung nun in Herberstein gezeigt werden kann, ist mit sein Verdienst.